Lauf ohne (die) Maurer
Ein Reise- und Wettkampfbericht
Oktober 2008
Berlin / GER
 
 

Do, 25.9.2008

10:00 Uhr - Gemeinsam mit Robert Knauder, seinem Vater Paul, Adam Zellnig und meiner Frau Lilli fahren wir zum Flughafen Klagenfurt. Es beginnt unser Trip in die deutsche Hauptstadt zum 35. Berlin - Marathon. Die sonst übliche Anspannung und Vorfreude fällt bei mir diesmal weg, da die Nachwirkungen meiner Bänderrisse mich schweren Herzens zu einem Startverzicht zwingen. So werde ich halt nur Betreuer und Tourist sein. Um 13:03 Uhr hebt die Boing 737-700 der Tuifly ab und wir landen um 14:10 Uhr - 25 Minuten früher als laut Plan - am Flughafen Berlin-Tegel. Mit Bus - U-Bahn - Bus begeben wir uns zuerst zum Hotel "Landhaus Alpinia" in den Süden der Stadt. Dieses schöne, preiswerte und ruhig gelegene 4* Haus diente uns schon 1999 und 2003 als Unterkunft. Nach einer kurzen Rast gehts ins Zentrum - zum Potsdamer Platz. Dort ist in den letzten Jahren viel passiert. Ein völlig neuer Stadtteil wurde aus dem Boden gestampft. 1999 mussten wir hier noch eine Gebühr von 2 DM zahlen um die Baustelle besichtigen zu können! Besonders beeindruckend ist das "Sony Center" wo wir auch zu Abend essen. Von bayrisch bis australisch wird dort verschiedenste Kost angeboten. Gegen 20:30 Uhr sind wir wieder im Hotel.



Fr, 26.9.2008

Der Morgen ist frisch, aber wolkenlos. Wir frühstücken gemütlich und warten auf meine Schwester Eva und Elfriede Dohr. Ihre AUA - Maschine aus Wien hat, wegen Nebels über Berlin eine Stunde Verspätung (Nebel? Bei uns strahlt seit früh morgens die Sonne!). Welch traumhafte Bedingungen die Läufer am Sonntag erwarten - ich beneide sie. Kurzfristig ertappe ich mich bei dem Gedanken "Soll ich es nicht doch probieren?". Aber das wäre - so ganz ohne Training - natürlich nur noch unvernünftig. Fast gleichzeitig mit Eva und Elfriede treffen auch Ingeborg und Lorenz Lang aus Wien ein. Nun fehlen nur noch Josef Kantor (Fliegt von Düsseldorf her) und Jochen Schröcker (Kommt mit dem Bus und leistet Elfriede Gesellschaft). Unsere Besichtungstour führt uns zuerst in das KaDeWe ("Kaufhaus des Westens") am Kurfürstendamm. 60.000 qm Shoppingerlebnis - das größte Kaufhaus am europäischen Festland ! Schon allein die Ausmaße der Lebensmittelabteilung versetzt uns (...obwohl ich schon zweimal dort war...) in Staunen. Hier gibt es kulinarisch wirklich alles was das Herz begehrt. Danach besuchen wir Nike - Town und genießen im Freien einen Cappuccino am Platz vor der Gedächtniskirche. In der strahlenden Sonne ist es sommerlich warm. Gleich nebenan befindet sich ein Shop von Hertha BSC Berlin. Vier von uns beschließen ad hoc, das morgige BL - Fussballspiel gegen Cottbus zu besuchen. Der nächste Weg führt uns in Richtung Flughafen Tegel, wo in einem aufgelassenen Kabelwerk die Startnummernabholung untergebracht ist. Eine endlose Völkerwanderung dorthin zeigt uns unmissverständlich den Weg. In mehreren großen Hallen wird allerlei Interessantes rund um das Laufen und Skaten angeboten. Zirka 1 1/2 Stunden verbringen wir auf dieser "Berlin Vital" - Messe. Ein gemeinsames Abendessen beim Italiener im Hotel beschließt diesen anstrengenden Tag.



Sa, 27.9.2008 - 07:30 Uhr

Elfriede, Ingeborg, Lorenz, Adam und ich (Ja, auch ich!) absolvieren einen halbstündigen Morgenlauf. Das Wetter ist wie gestern - kaiserlich! Ich laufe die 6 - 7 km locker und ohne Probleme, was das Grübeln in mir verstärkt. "Schön wäre es schon wenn ich zumindest den Start miterleben könnte!". Nach dem Frühstück fahren wir in die Stadtmitte zum berühmten "Checkpoint Charly". Der Kontrollpunkt erlangte in den Jahren des kalten Krieges zwischen den USA und der UdSSR (1961 - 1990) Berühmtheit. Ausgehend von der Friedrichstraße begutachten wir den Weg, den wir auch morgen Früh zum Start zurücklegen müssen. Gut informiert ist man vor Überraschungen und unnötigen Vorstartstress gefeit - diese Erfahrung in zwei Jahrzehnten Marathon hat sich noch immer bewährt. Der Spree entlang schlendern wir zwischen Reichtags- und Bundestagsgebäude zum Startbereich vor dem Brandenburger Tor. Die Nachwuchsskater - allesamt schon sehr flott unterwegs - tragen dort gerade ihre Rennen aus. Nach dem Essen beim Italiener gleich hinter dem Kempinski Hotel "Adlon" fahren Robert, Paul und ich zum Olympiastadion. Große Menschenmassen, die meisten davon mit blau-weißen T-Shirts und Schals bekleidet strömen in die Arena. Die Dimensionen sind enorm. 1936 wurden hier, vor 120.000 Zuschauern (...von einem Österreicher...) die Olympischen Spiele eröffnet. Heute waren "nur" 42.297 da - nur wenig weniger werden morgen den Marathon bestreiten, denke ich mir. Adam stößt zu uns. Das Spiel war das Geld nicht wert (0:1), doch die Show rundherum sehr wohl. Nach Spielende geht’s wieder zum Kurdamm, wo Elfriede und erstmals auch ihren Jochen treffen. Gemeinsam füllen wir die Kohlehydratspeicher nochmals auf und landen um 20:00 Uhr wieder im Hotel.



So, 28.9.2008

Wettkampftag - 35. Berlin - Marathon! Ich bin zum dritten Mal da und hab mich nach langem Hin und Her entschlossen, an den Start zu gehen. Unvernünftig? Wahrscheinlich - doch wie sagte schon Oscar Wilde: "Der Mensch ist vielerlei, aber vernünftig ist er nicht!" Mit teils ausgeborgten und teils neuen Sachen werde ich mich in den Dienst der Sache stellen und Robert bis zur Streckenhälfte begleiten. Elfriede, die schon am Vortag etwas kränklich wirkte, gab schon um 06:00 Uhr w.o. und blieb im Bett. Nach einem unausgiebigen Frühstück verlassen wir um 06:45 Uhr das Hotel. Von der U-Bahn Station Friedrichstraße wälzt sich ein endloser Läuferstrom in Richtung Start. Vor dem Reichstag werden noch die letzten Gruppenfotos gemacht. Die Temperaturen, welche in der Früh noch im einstelligen Bereich lagen, steigen mit der Sonne langsam, ohne dass es richtig warm wird. Ideales Marathonwetter für die über 40.000 gemeldeten Ausdauerfreaks. Auf dem Weg zu unserem Startblock treffen wir Haile Gebreselassie, den Marathon-Weltrekordler, der heute noch zum großen Hauptdarsteller avancieren sollte. Pünktlich um 09:00 Uhr fällt der Startschuss. Tausende gelbe Ballons werden losgelassen. Josef steht ganz vorne und kommt deutlich besser weg als Robert und ich. Erst (schon?) nach einer Minute passieren wir die Startmatte. Obwohl die "Straße des 17. Juni" sehr breit ist, herrscht dichter Verkehr.
km 1 - 4´45´´ So langsam bin ich schon lange keinen Marathon angegangen. Den zweiten Kilometer laufen wir bereits in 4´15´´und finden langsam, trotz des ständigen Zick-Zack Laufens unseren Rhythmus. Das Publikum (Man spricht von über einer Million!) steht dicht an dicht am Streckenrand. Immer wieder spielen Bands - eine ganz tolle Stimmung. km 5 - 21´21´´ Wir laufen nun konstante Splits von 4´05´´ bis 4´08´´ und sind praktisch nur noch am überholen. Trotzdem wird die Läuferschar vor uns nicht merklich weniger. Bei km 7 stehen erstmals unsere Betreuer und jubeln begeistert. km 10 - 41´58´´ Wir steigern das Tempo nochmals. Die Straßenverhältnisse sind nun auch besser als zu Beginn des Rennens. km 15 - 1h02´19´´ Wir treffen einen Kärntner Läufer, der uns freundlich grüßt. An den Verpflegstationen versorge ich Robert mit Wasser - muss es ihm fast aufdrängen. Meine Muskulatur meldet sich erstmals. Zehn Wochen ohne regelmäßiges Training gehen auch an mir nicht spurlos vorbei.
km 20 - 1h23´01´´ Am Straßenrand entdeckte ich ein Schild mit dem treffenden Spruch: "Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt!" Kurz darauf stehen wieder Lilli und Paul. Mit einer kurzen Handbewegung gebe ich zu verstehen, dass ich demnächst aufhören werde. Nach 1h27´33´´ überquere ich beim HM die Matte und steige aus. Auch wenn ich diesmal nicht durchlaufen konnte, durchströmt doch eine gewisse Zufriedenheit meinen Körper. Die Basis für Robert ist gelegt - nun muss er es alleine zu Ende bringen. Neun Minuten vor uns hat Josef den HM nach 1h18´ passiert und Haile war schon nach unglaublichen 1h02´05´´ an diesem Punkt. Mit Lilli und Paul marschieren wir den kurzen Weg zu km 37, um unseren Läufern noch ein letztes Mal anzufeuern. Nach 2h21´passiert Josef diese Marke und 13 Minuten später Robert. Beide liegen sehr gut in der Zeit. Nun müssen wir uns sputen, um zeitgerecht ins Ziel zu kommen. Dort bekommen wir gerade noch mit, dass Haile mit 2h03´59´´ einen neuen WR aufgestellt und bei den Damen die "Deutsche" Irina Mikitenko mit einer 2h19er - Zeit gewonnen hat. Aber auch unsere Athleten leisten Herausragendes: Josef platziert sich mit seinen hervorragenden 2h44´21´´ unter 35.786 Finishern auf den 311. Gesamtrang und schrammt dabei nur um 40 Sekunden an seiner Bestzeit vorbei. Auch Robert lief eine sehr starke zweite Hälfte und mit 2h57´55´´ erstmals unter der 3h - Schallmauer. Er war damit um 2´29´´ schneller als 2007 in Dresden. Die weiteren Zeiten aus unserer Gruppe: Lorenz Lang läuft mit 2h55´53´´ ebenfalls Hausrekord, Adam Zellnig finished mit 3h39´07´´ und Jochen Schröcker überquert nach 3h50´19´´ die Ziellinie. Der restliche Nachmittag ist der Entspannung gewidmet. Um 18:00 Uhr treffen wir uns zum traditionellen Steakessen im nahen "Buffalo Steakhouse". Unser Kellner "Rambo" - der gleichzeitig auch der Konditor des Lokals ist - sorgt dafür, dass es ein lustiger, unvergesslicher Abend wird.



Mo, 29.9.2008

Über Nacht hat es leicht geregnet. 07:00 Uhr - Ingeborg, Robert, Lorenz und ich absolvieren einen 30-minütigen Lockerungslauf. Dies soll helfen, die Regeneration nach der Extrembelastung des Vortags zu beschleunigen. Beim Frühstück verabschieden wir uns von Eva, Elfriede, Josef und Jochen, die bereits heute wieder heimreisen. Adam wird heute den Osten der Stadt erkunden während Lilli, Robert, Paul und ich uns zum Berliner Zoo aufmachen. Gegründet 1844 ist er Deutschlands ältester Tierpark. Mit 19.000 Tieren verteilt auf 1.400 Arten ist er einer der bedeutendsten Tiersammlungen der Welt. Der Hype um Eisbär "Knut" (...mittlerweile auch schon zwei Jahre alt und nicht mehr ganz so kuschelig...) ist zwar etwas abgeebbt, aber ungebrochen. Zahlreiche Blumen, Bilder und Kerzen gedenken seinem erst kürzlich verstorbenen Pfleger. Nach dem Zoo besuchen wir einen der Szene-Treffpunkte Berlin´s, die "Hackeschen Höfe". Ein Geflecht aus acht liebevoll restaurierten Höfen bildet Deutschland´s größten Wohn- und Gewerbehof. In den Jugendstilgebäuden sind u.a. ein Filmtheater, mehrere Bars, Restaurants und viele kleine Läden untergebracht. In einem dieser urigen Lokale essen wir gut und preiswert zu Mittag. Nach einem kurzen Stopp vor dem Berliner Dom und einer letzten kleinen Shoppingrunde am Kurdamm erreichen wir geschlaucht das Hotel. An der Bar lassen wir den Abend gemeinsam ausklingen.

Di, 30.9.2008


Unser letzter Tag in Berlin beginnt schon früh morgens. Bereits um 08:00 Uhr machen wir uns auf zum Flughafen Tegel. Die Boing 737-300 der TUIfly bringt uns sicher nach Klagenfurt zurück, wo wir um 11.34 Uhr landen.

Fazit: Wir haben wieder ein paar lustige und aufregende Tage in einer Weltmetropole verbracht, garniert mit Spitzenleistungen unserer LG - Marathonis. Als Ausblick auf unsere nächste Reise kann ich nur sagen: "Goodbye Berlin - Welcome Kopenhagen im Mai 2009!" Interessenten können sich schon jetzt bei mir melden!


 
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