Viva la France!
Ein Reise- und Wettkampfbericht
April 2008
Paris / FRA
 
 

Do, 3.4.2008

Um 14:00 Uhr machen wir, d.h. Gerald Petz, seine Lisi Senger, Gerhard Ramusch vom HSV Bleiburg, sowie meine Frau Lilli und ich uns auf in Richtung Wien. Unsere Reise führt uns diesmal zum "35. Paris - Marathon", in die Metropole an der Seine. In Wr. Neustadt stoßen sieben Steirer vom "Happy Lauf Anger" zu uns. Peter Schweiberger und Walter Holzer (beide waren schon 2007 in Stockholm dabei), Walters Frau Rosemarie, Sohn Christian mit Freundin Julia, Roman Stelzer, der die Startkarte von Gerhard "erbte", sowie Johannes Strahlhofer (Bankdirektor aus Stubenberg). Diese illustre Runde besteigt in Schwechat einen Airbus A319 von Fly Nikki und hebt um 19:02 Uhr ab. Neunzig Minuten später laden wir in Paris "Charles de Gaulle". Der Wind bläst bei 9°C ganz heftig. Es vergehen weitere zwei Stunden bis wir unser Hotel für die nächsten fünf Tage, das "Ibis Berthier", erreichen. Auf der Fahrt durch die nördlichen Pariser Vororte fällt uns das bunte Völker Mischmasch, dominiert von schwarzhäutigen Bewohnern auf. In der Stadt Paris leben ca. 2,2 Millionen Menschen und im Großraum sind es ca. 10 Millionen. Nach einem Begrüßungsdrink an der Hotelbar fallen wir um 00:55 Uhr müde ins Bett.


Fr, 4.4.2008

Die Nacht in den kleinen, aber sauberen Zimmern des 700 Betten - Palasts war kurz. Bereits um 07:00 Uhr treffen sich sieben Bewegungshungrige in der Lobby zum Morgenlauf. Wir erkunden den Weg zum Startgelände auf der berühmten Prachtstraße "Champs Elysees". Auf den 8 km, die wir locker trabend zurücklegen, stellt der allgegenwärtige Hundekot das größte Problem dar. Nur nicht reintreten! Die 300.000 Pariser Hunde "produzieren" täglich rund 20 Tonnen Kot und vom "Sackerl fürs Gackerl" hat man augenscheinlich hier noch nichts gehört. Das ausgedehnte Frühstück danach mundet uns dagegen ausgezeichnet. Wie prognostiziert wird es heute ein super Tag. Blauer Himmel, sonnig und mild. Nach dem Erwerb eines 5-Tage-Metro-Tikets, fahren wir hinaus zum "Schloß Versailles". Wir spazieren durch die riesige Anlage mit ihren gepflegten Gärten, Statuen und Seen. Es sind schon sehr viele Touristen unterwegs. Was da erst im Sommer los sein muss. In einem kleinen Lokal im Stadtzentrum nehmen wir ein verspätetes Mittagessen ein. Es gibt "Galette Crespieroise" (...eine mit Faschiertem, Salat und Ei gefüllte, dünne Palatschinke...) als Hauptspeise, danach "Crepe Confiture de Fraise" (...Palatschinke mit Erdbeerkonfitüre...) als Nachspeise, dazu eine Tasse "Cidre" (...französischer kalter Most...) und zum Abschluß einen Kaffee. Das alles um € 10,-- (!) was uns staunen läßt. Um 17:30 Uhr sind wir zurück in der Stadt und besuchen die Marathonmesse, auf der allerhand geboten wird. Das Wetter hat inzwischen umgeschlagen. Es ist stark bewölkt und sehr windig. Der imposante "Eiffelturm" und der "Invalidendom" bilden den Abschluß unseres heutigen Besichtigungsprogramms. In einer franz. Pizzeria lassen wir den Tag kulinarisch fein ausklingen.


Sa, 5.4.2008

Beim Frühstück treffen wir die beiden letzten Teilnehmer unserer 14-köpfigen Reisegruppe. Mag. Ernst Fink, der steirische Marathonsammler (...bald sind es 100...) und seine Lisi sind gestern spätabends angekommen und nehmen heute am 5,2 km langen Frühstückslauf teil, der direkt vor dem UNESCO-Gebäude startet. Das Wetter, was bei Marathons immer eine entscheidende Rolle spielt, hat sich weiter verschlechtert - bedeckt und sehr windig. Als wir um 09:45 Uhr das Hotel verlassen, beginnt es auch noch zu regnen. Kurzfristig wird umgeplant und es geht zur "Avenue Foch", wo sich der Zielbereich befindet. Unter dem Banner "Arrivee" werden die ersten Fotos gemacht. So fröhlich und relaxt werden wir morgen an dieser Stelle wohl nicht dreinschauen. Wir vereinbaren einen fixen Treffpunkt für nach dem Marathon. Bei 35.000 gemeldeten Teilnehmern ein unbedingtes Muss. Ein paar Meter weiter befindet sich eines der Wahrzeichen von Paris, der "Arc de Triomphe". Hier beginnt auch eine der teuersten Einkaufsstraßen der Welt, die "Avenue des Champs-Elysees". Wir staunen über die Preise bei Bvlgari, Gucci, Armani, etc. und genießen im Beisein von George Clooney (...zum Bedauern der Damen - nur am Bildschirm...) einen leckeren "Latte Macchiato" im gemütlichen "Cafe Nespresso". What else? Danach trennen sich unsere Wege. Jeder verbringt den "Tag davor" auf andere Art und Weise. Die einen entspannen im Hotel, die anderen (Gerald!) marschieren quer durch die Stadt. Zum abendlichen Nudel-Fassen in der Hotel-Pizzeria sind wir wieder vereint. Die Betreuer, sieben an der Zahl, werden instruiert. Wer steht wo? Wo gibt es das Gel? etc. Draußen tobt inzwischen ein Sturm und auch die Prognosen für den Sonntag verheißen nichts Gutes. Bettruhe um 22:00 Uhr.

So, 6.4.2008

Wettkampftag. Die ganze Nacht gewitterte und regnete es heftig. Ich hab trotzdem ungewöhnlich gut geschlafen. Wir Läufer treffen uns um 05:30 Uhr zum Frühstück. Es gibt Schmalkost: Ein Stückchen Baguette mit wenig Butter und Honig, dazu Kaffee. Ganz "nüchtern" sollte man keinen Marathon laufen, aber zuviel sollte es auch nicht sein. Das Wetter ist Diskussionsthema obwohl wir es sowieso nehmen müssen wie es kommt. 07:30 Uhr - ein letztes Gruppenfoto vor dem Hotel und los geht’s in Richtung Start. Dort, gleich hinter dem Triumphbogen, ist schon richtig was los. 35.000 Sportler, dazu noch die Betreuer, Freunde, Bekannte - das ist schon eine richtig große Menschenansammlung! Nach einem kurzen Aufwärmprogramm stellen wir uns in den uns, nach der angegebenen Bestzeit zugeteilten roten Block, nicht weit von den Startmatten. Ein kurzer Blick zurück - eindrucksvoll - nur Köpfe. Die Bedingungen sind weit besser als befürchtet. Es hat ca. 3°C und der Wind ist kaum spürbar. Pünktlich um 08:45 Uhr fällt der Startschuss. Die breite, leicht abschüssige Straße erlaubt ein zügiges Vorankommen. km 1 - 3´59´´ - Das fängt ja gut an. Beim km 2 stehen unsere Betreuer Lilli, Lisi, Rosi, Julia, Christian & Gerhard und winken kräftig. Es geht vorbei am "Obelisk", dem "Louvre", dem "Hotel de Ville" entlang der "Rue de Rivoli". Der anfangs schlechte Straßenbelag wird nun besser. km 5 - 20´22´´- Es sind sehr viele Leute an der Strecke, was wohl auch am idealen Lauf- und Zuschauwetter liegt. Nach rund 9 km gerader Strecke, unterbrochen nur durch zwei größere Kreisverkehre (z.B. beim "Place de la Nation"), folgt die erste grobe Richtungsänderung. km 10 - 41´21´´ - Da sind sie wieder, meine Coaches. Wir passieren das riesige "Chateau de Vincennes" und laufen in ein großes, grünes Erholungsgebiet. Die Veranstalter eines Wüstenmarathons haben in der Wiese ein Beduinenzelt, ausgelegt mit schönen Teppichen, aufgebaut. Verlockend - doch ausrasten kann ich mich später auch noch. Immer wieder stehen Bands am Straßenrand, die vor allem lautstark und ambitioniert (...nicht immer musikalisch wertvoll...) ihr Bestes geben. Aber hier zählt vor allem der Wille. km 15 - 1h02´20´´ - Der Schnitt ist weiter konstant, es läuft eigentlich genau nach Plan. Es häufen sich Kopfsteinpflaster - Passagen die noch nass und daher schwierig, weil rutschig, zu laufen sind.
km 20 - 1h23´26´´. Wir verlassen den Park. Bei HM - Marke (Exakt 1h 28´) kommt "Tour de France - Feeling" auf. Die Leute stehen so eng, dass nur noch ein schmaler Korridor für den nach wie vor dichten Läuferstrom frei bleibt. Gerhard reicht mir, wie vereinbart, mein erstes Gel. Das Kamera-Motorrad von "TF3" fährt die nächsten 5 km direkt neben mir. So bin ich zwar formfüllend im franz. TV zu sehen, atme aber auch die stinkenden Abgase ein.
km 25 - 1h44´19´´ - Wieder ein ganz konstanter 5km-Split. Die Stimmung im Publikum ist nach wie vor hervorragend. Ein paar Jagdhornbläser tröten ganz enthusiasmiert, als ginge es gleich zur letzten Jagd. Wir laufen nun direkt der Seine entlang in Richtung Westen. Dabei geht es auch durch einige relativ dunkle Tunnel, in denen es warm ist und die Luft steht. Unweigerlich muss ich an Lady Diana denken, die in einer dieser Röhren 1997 ihr Leben ließ. Noch ganz in Gedanken übersehe ich fast, dass vor mir ein Läufer stürzt. Mit einer Akrobatik-Einlage kann ich gerade noch ausweichen.
km 30 - 2h05´26´´ - Links ist nun wieder der Eiffelturm zu sehen. Ich halte Ausschau nach meinen Betreuern, die mir das zweite Gel reichen sollen. Vergebens! Später erfahr ich, dass sie es trotz der guten Metro-Verbindungen nicht mehr rechtzeitig geschafft haben. Egal - es hilft nun nichts - also weiter! Links von mir liegt das mächtige "Prinzenpark-Stadion" und rechts die Tennis Arena "Roland Garros". "Se bon, se bon!" hört man das Publikum immer wieder schreien und die meinen das sicher ernst. Ich versuche mich nun auf meine Lauftechnik zu konzentrieren. "Hoch bleiben", würde mein Coach Willi sagen.
km 35 - 2h27´02´´ - Die Schmerzen in beiden hinteren Oberschenkeln, die sich schon seit einigen Kilometern angekündigt haben werden größer - ich geh ein Stück. Jetzt gilt es zu fighten. Ich will mir die gute Leistung der letzten 150 Minuten nicht zu Nichte machen, auch wenn die ansteigenden Geraden nun Gift für die Muskeln sind. Wir laufen jetzt im "Bois de Boulogne", einem großen Park. Unweigerlich werde ich an New York erinnert. Dort geht das hügelige Schlussstück auch ganz ähnlich durch den "Central Park". Bei km 38 bietet eine Verpflegstation "Beaujolais" an!?!
km 40 - 2h51´24´´ Endlich - nun ist es nicht mehr weit. Noch ein Kreisverkehr und die letzten 200m ins Ziel auf der "Avenue Foch" unweit des Triumphbogens, dem Ausgangspunkts unseres Rundlaufs.
3h 01´ 46´´ - die Zeit schaffte es auf Platz 9 meiner nunmehr 36 Marathons. Zwar knapp daneben, doch aufgrund meiner Verletzung und des damit verbundenen Trainingsrückstands bin ich mir selbst heute sehr zufrieden (...und das kommt nicht so oft vor!). Gerald, der zweite LG - Starter läuft ein tolles Rennen. Auch er hatte gesundheitliche Probleme in der Vorbereitung und deshalb sind sein 3h24´26´´ (Knapp über seiner Bestzeit) besonders hoch einzuschätzen. Zudem lief er die zweite Hälfte schneller als die Erste.
Die Steirer von "Happy Lauf Anger" rund um ihren Coach Peter laufen durchwegs Bestzeiten: Walter (3. Marathon) - 3h15´42´´, Peter selbst ist mit seinen 3h16´57´´ auch sehr zufrieden, Johannes (2. Marathon) - 3h31´07´´ und Roman (2. Marathon) 3h39´16´´. Ernst Fink und seine Lisi treffen wir erst später im Hotel. In unserer Gruppe sieht man nur zufriedene Gesichter. Alle sind vom stimmungsvollen Marathon mit viel Publikum, der abwechslungsreichen Strecke mit Sight-Seeing-Charakter und vorallem von ihrer eigenen Leistung begeistert. Zurück im Hotel genehmigen wir uns zu allererst ein "kühles Blondes" - das haben wir uns heute verdient. Auf dem Weg zum Abendessen ins urige Lokal "Hippopotamus" beginnt es heftig zu regnen. Es hat stark abgekühlt und der Wind weht stürmisch. So gesehen hatten wir am Vormittag echtes Wetterglück. Gut gesättigt freut sich dann jeder auf sein wohlig warmes Bett.


Mo, 7.4.2008 - 07:00 Uhr.

Ich schau aus dem Fenster und trau meinen Augen nicht. Es hat geschneit! Auf Autos und Dächern liegen einige Zentimeter Neuschnee - Verrückt! Beim Frühstück schmieden wir Pläne für diesen Tag. Natürlich klagt jeder Läufer über gewisse Wehwehchen, doch das ist auch gut so. Ein Marathon ist nun mal kein Kindergeburtstag! Um 09:00 Uhr verlassen wir das Hotel und fahren ins Künstlerviertel "Montmartre". Man fühlt sich um Jahrzehnte zurückversetzt. Zahlreiche Portraitkünstler bieten ihre Dienste an. Viele kleine Läden und Cafes. Wir besichtigen die imposante Kirche von "Sacre Coeur", von wo aus man einen super Blick über ganz Paris hat. Unser Sightseeing führt uns weiter ins Stadtzentrum zum "Centre Pompidou". Danach werden wir zufällig Zeugen eines einmaligen Ereignisses. Die Olympische Flamme wird heute durch Frankreichs Hauptstadt eskortiert. Über eine Stunde harren wir mit tausenden anderen Schaulustigen aus. Eine große Gruppe von chinesischen Kindern mit kleinen, roten Landesfahnen wird am Straßenrand postiert. Gleich gegenüber brüllen sich Tibet-Aktivisten die Seele aus dem Leib: "Free Tibet! Free Tibet!". Über uns kreist ein Hubschrauber. Dann geht alles ganz schnell. Über 3000 Polizisten, dutzende Autos und motorisierte Einheiten - einige Sportler laufen links und rechts der Fahrzeuge - doch die Flamme ist nicht zu sehen. Ein mir nahe stehender Polizist drückt es treffend aus: "So ein Theater wegen einer Flamme!" Wir spazieren weiter zur "Notre Dame". Dort entrollen in luftiger Höhe gerade weitere Menschenrechtler ein riesiges Transparent (Fünf Handschellen zu den Olymp. Ringen geformt). Unter dem gellenden Pfeifkonzert von tausenden Passanten entfernt ein eilig herbeigerufenes Polizei - Sonderkommando das Banner. Ja, ja - so eine "Action" bekommt man nicht alle Tage live zu sehen. Gegen 18:00 Uhr treffen wir wieder im Hotel ein. Geschlaucht von vielen zurückgelegten Kilometern, aber voll mit den Eindrücken des heute Erlebten. Das gemeinsame Abendessen beschließt diesen ereignisreichen Tag.

Di, 8.4.2008

Unser letzter Tag in Paris beginnt. Nach dem Frühstück deponieren wir unser Gebäck in Schließfächern im Keller und fahren zum neuen Triumphbogen, dem "Grande Arche de La Defense". Die 110m hohe, moderne Stahl- und Glaskonstruktion bildet den Mittelpunkt eines völlig neuen Geschäftsviertels. Von ganz oben bietet sich uns nochmals ein toller Rundblick. Anschließend besichtigen wir die Kirche von "Madeleine" (Hat Napoleon in 86-jähriger Bauzeit errichten lassen), den "Obelisken", den Park vor dem "Louvre" (dienstags geschlossen!) und den großen Einkaufstempel "Galeries Lafayette". Mit dem Rest der Truppe treffen wir uns nochmals unter dem Eiffelturm. Eine Fahrt hinauf sollte den Abschluss unserer Paris - Visite bilden. Doch die endlosen Schlangen vor den Kassen vereitelt dieses Vorhaben. Wir holen unser Gebäck vom Hotel und machen uns auf dem Weg zum Flughafen. In der Rushhour sind die Metros aber derart überfüllt, dass uns als Alternative nur das Taxi bleibt. Etwas gestresst erreichen wir den Airport "Charles de Gaulle". Abflug mit Air Niki um 21:59 Uhr und Landung in Wien um 23:25 Uhr. Wir verabschieden uns von den Steirern. Schön war´s! Frühmorgens um 02:15 Uhr "landen" wir in St. Paul.

Fazit: Eine aufregende Reise, in eine faszinierende Stadt mit einer sehr gut harmonierenden Gruppe und ohne die Stimmungskanone Gerhard Ramusch ("Sortie") wäre alles nur halb so lustig gewesen...

       
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