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Ongi etorri! Ein Reise- und Wettkampfbericht |
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Oktober
2023 Bilbao / ESP |
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Nach längerer Zeit begeben wir uns wieder einmal auf eine Auslands – Marathonreise. Die beiden Worte der Überschrift bedeuten in der baskischen Sprache eine herzliche Begrüßung. Freitag, 20.10.2023 Um 06:30 Uhr machen wir uns von St. Paul aus auf zum Flughafen Graz. Gattin Lilli, Sohn Nr. 2 Christian & Schulfreund Rainer, sowie meine Wenigkeit. Dort treffen wir die vier steirischen Lauffreunde Dorli, Ingrid, Heribert und Peter. Wir haben uns diesmal den Nacht-Marathon in Bilbao ausgesucht. Mit einer A 319 der Eurowings geht es zunächst nach Hamburg (!). Dies ist zwar nicht der kürzeste Weg – aber auch so kommt man nach Nord-Spanien. Um 14:40 Uhr landen wir in der Hauptstadt des Baskenlandes bei windigen 18°C und etwas Sonnenschein. Bilbao ist mit ca. 345.000 Einwohnern die 6. größte Stadt Spaniens. Der Flughafenbus bringt uns um € 3,-- rasch ins Zentrum, wo wir im schönen 4* Hotel „Silken Indautxu“ Quartier beziehen. Der Check-In ist schnell erledigt und wir marschieren danach gleich die 1,5 km zur Startnummernausgabe am „Euskalduna Palace“. Dort treffen wir Schwester Eva, die von Wien aus angereist ist. Die Expo selbst war eher bescheiden. Nummer + Nadeln + Shirt – that´s it! Zum Abendessen gibt es lokale Kost und als wir uns um 21:00 Uhr auf den Rückweg machen, beginnt das Leben hier erst richtig. Die Lokale sind mit Menschen jeder Altersschicht brechend voll. Viele (Klein-)Kinder und Jugendliche spielen auf den Straßen und in den Parks. Wir sind von der Anreise müde und freuen uns auf etwas Ruhe. Samstag, 21.10.2023 – Wettkampftag! Durch die späte Startzeit, müssen wir uns die Zeit bis zum Abend mit Sightseeing u.ä. vertreiben, ohne die Beine mit zu vielen Kilometern zu belasten. Nach einem sehr guten Frühstück vom reichhaltigen Buffet im Hotel, führt uns der erste Weg in die Stadt zur „Funicular de Artxanda“. Die Zahnradbahn bringt uns in vier Minuten auf einen Aussichtsberg, wo einem die Stadt praktisch zu Füßen liegt. Tolle Fotos entstehen. Mit dem gleichen Transportmittel geht es dann auch wieder hinunter – zum Fluss „Nervion“. Dort machen wir eine einstündige Bootsfahrt, die an vielen Highlights der Stadt vorbeiführt, u.a. dem „Guggenheim – Museum“ und dem Fußballstadion „San Mames“. Den Nachmittag gehen wir dann etwas ruhiger an, weil fünf Läufer von uns haben ja abends noch was vor. Um 18:00 Uhr treffen wir uns zum Abmarsch in der Hotellobby. Ingrid, die stark verkühlt ist, muss schon jetzt w.o. geben und so werden Heribert & ich den Halbmarathon, Peter, Christian & Rainer die 10 km laufen. Im Startbereich beim großen Fußballstadion steppt der Bär. Mehr als 11.000 Starter, die eine der drei Distanzen in Angriff nehmen werden, haben sich eingefunden. Eine Hardrock – Band sorgte mit sehr lautstarken Darbietungen für den letzten Kick. Pünktlich um 19:00 Uhr werden wir unter den Klängen von „Highway to Hell“ losgelassen. Es hat 17°C bei nur wenig Wind. Geradezu ideal – wenn da nicht die vielen Läufer vor uns wären. Rainer und ich kämpfen uns im ZickZack – Modus nach vorne – echt mühsam. So habe ich nach 4 km bereits 200 m mehr auf meiner Uhr. Irgendwann lichtet sich dann das Feld und ich komme besser voran. Rainer konnte das Tempo nicht ganz halten und so strebe ich alleine vorwärts. Die Einheimischen stehen in Scharen an der Strecke. So eine Stimmung habe ich nur ganz selten in meiner über 35-jährigen Laufkarriere erlebt. Kurz vor dem Guggenheim – Museum biegen die 10 km – Läufer links ab und wir anderen gehen auf eine zweite Schleife, die uns nördlich des Nervions in den Westen der Stadt führt. Schon auf der ersten Hälfte gab es ein paar giftige Anstiege, die auch nun nicht weniger werden. Nicht sehr steil, aber langgezogen. Ich kann mein flottes Tempo aber sehr gut halten und überhole weiter viele Mitstreiter. Der vorletzte Kilometer war sogar mein schnellster und so laufe ich nach 1h36´05´´ ins Ziel. 700 m weiter, als es die offizielle Vermessung anzeigte. Heribert kommt ca. fünf Minuten nach mir an, scheint aber in keiner Ergebnisliste auf, weil er kurzfristig vom Marathon auf den „Halben“ umgeswitcht hat. Unsere 10 km Läufer haben es auch allesamt gut ins Ziel geschafft. Bei der Labestation bekommen wir noch einen Beutel mit einigen Goodies und dann machen wir uns auf den kurzen Rückweg zum Hotel. Menschenmassen sind unterwegs, die Lokale voll, fröhliche spielende Kinder jeden Alters – die Stadt, die Lebensfreude und die Fröhlichkeit der Menschen hier fasziniert. Wir lassen den Tag im Hotelrestaurant gemütlich ausklingen. Sonntag, 22.10.2023 Mein Magen hat die ganze Nacht wegen der Anstrengung des Laufs rebelliert. So fällt mein Frühstück eher dürftig aus. Wir besichtigen zunächst eine nahegelegene, ehemalige Stierkampfarena, die jetzt nur noch für andere Events genutzt wird. Danach teilt sich unsere Gruppe. Eva macht eine weitere Schifffahrt, die anderen Damen einen Shopping-Trip und wir fünf Männer fahren mit zwei Taxis in den Vorort „Lezama“. Dort findet um 12:00 Uhr mittags am beeindruckenden Trainingsgelände von Athletic Bilbao das baskische Derby der 1. Spanischen Frauen – Fußball – Liga zwischen Athletic vs Real Sociedad statt. Was sich hier abspielt übertrifft unsere kühnsten Erwartungen. Vor dem Kartenverkauf und beim Eingang bilden sich zwei lange Schlangen. Vom Baby bis zum Uropa sind alle da – viele im rot-weiß-rot gestreiften Heimdress. Das schmucke Stadion ist mit 5.000 Besuchern ausverkauft und wir versäumen durch den Andrang sogar den Anpfiff. Das Heimteam gewinnt schließlich 2:1 und wir fahren (…oder besser gesagt „rasen“ mit bis zu 160 km/h!) mit den gleichen Taxlern wieder in die Stadt. In einem netten Lokal verkosten wir die lokale Spezialität „Pintxos“ (= Tapas). Dann statten wir dem Guggenheim – Museum einen Besuch ab. Heute gibt es freien Eintritt, weil es vor genau 26 Jahren eröffnet wurde. Eine Sonderausstellung ist dem großen Pablo Picasso gewidmet. Mit vielen anderen hier ausgestellten „Kunstwerken“ können wir aber nicht wirklich was anfangen. Bei einem sind wir uns aber einig: Das Gebäude selbst ist der eigentliche Star! Der Abend klingt in unserem Hotel wieder gemütlich aus. Montag, 23.10.2023 Der erste Weg führt uns heute mit dem Zug 10 km nördlich des Zentrums nach „Portugalefe“, wo ein UNESCO-Weltkulturerbe steht. Die „Puentede Vizcaya“ – die Biskaya Brücke – ist eine am 18. Juli 1893 eröffnete Schwebefähre und die älteste ihrer Art weltweit. Eine Transportbarke kann bis zu 4 Autos und viele Personen aufnehmen und über den Fluss Nervion bringen. Die Schwindelfreien unserer Gruppe fahren mit der Fähre hinüber und nehmen zurück aber den Fußweg im oberen Teil der Brücke – 50 m über dem Wasser. Von dort hat man einen phantastischen Ausblick hinein in die Stadt, aber auch hinaus auf´s offene Meer. – Zurück in der Stadt genehmigen wir uns einige „Pintxos“ im „La Ribera Markt“, einem der größten überdachten Märkte Europas. Danach schlendern wir durch die Altstadt u.a. zur „Kathedrale von Santiago“ und zum „Plaza Nueva“ mit seinen 64 Arkaden. Wir schaffen es gerade noch ins Hotel zurück, bis es zu regnen beginnt. Dienstag, 24.10.2023 Unser letzter Tag in Bilbao beginnt wieder mit einem ausgiebigen Frühstück. Die Damen starten danach einen letzten Shopping-Trip, Rainer besichtigt das San Mames Stadion und ich besuche mit Christian die Universität. Diese ist in einem sehr schön restaurierten, historischen Gebäudekomplex untergebracht. Auf dem Weg zurück sehen wir noch den zuletzt verhüllten „Puppy“ – einen 13 m hohen, blumenbedeckten West Highland Terrier, den der Künstler Jeff Koons 1992 entworfen hat. Mittags ist Treffpunkt im Hotel und wir schaffen es gerade noch in den Flughafenbus, bevor eine riesige Demonstration die ganze Innenstadt lahm legt. Der Rückflug von Bilbao über Düsseldorf nach Graz verläuft dann reibungslos. Fazit: Bilbao – eine Stadt, die man bis dato als Reiseziel nicht ganz oben auf der Liste hatte, überraschte uns in vielerlei Hinsicht. Modern – sauber – lebensfroh – sportlich – kulturell & geschichtlich interessant. Wir haben uns alle sehr wohl gefühlt und ich kann diese Destination jedem nur wärmstens empfehlen.
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