Toivottaa hänet tervetulleeksi Suomen kaunottaret
(Willkommen ihr finnischen Schönheiten)
Ein Reise- und Wettkampfbericht
August 2014
Helsinki / FIN
 
 

Freitag, 15.8.2014  -  02:30 Uhr - So früh wie noch nie machen sich meine Frau Lilli, Tochter Angelica, Sohn Nr. 2 Christian und ich auf den Weg. Es geht heute nach Finnland, zum 34. Helsinki – Marathon. Es sollte eine der aufregendsten und lustigsten Reisen meine Karriere werden. In Bad St. Leonhard steigt LG-Mitglied Wolfi Wiltsche zu und kurz nach Graz nehmen wir den südsteirischen Marathonsammler Franz „Gaisi“ Gaisberger mit seinem Kollegen Bernd Wirnsberger (…ein gebürtiger Spittaler…) in Schlepptau. In Leobersdorf stoßen dann noch die fünf Oststeirer Peter, Dorli und Julia Schweiberger, sowie das bald schon Ehepaar Sonja Pessl und Mario Scheiber zu uns. Wir parken die Autos in Schwechat und fahren mit der S-Bahn direkt in den Flughafen. Bei der Gepäckabgabe fragt man sich unweigerlich: “Wo fahren all diese Menschen hin? Es ist ja erst 05:30 Uhr!“ Um 07:10 Uhr hebt die Embraer 190 von Niki ab und bringt uns nach München. Nach der Zwischenlandung fliegen wir mit einem Airbus A319 der Finnair um 10:34 Uhr weiter in die finnische Hauptstadt. Durch die Zeitverschiebung ist es bei der Landung hier bereits 13:37 Uhr. Helsinki empfängt uns mit Sonnenschein und 24°C. Bei der Gepäckausgabe dann der Schock: Mein Koffer ist nicht da! Die Beschwerdestelle nimmt alle meine Daten auf und ich hoffe, meine Sachen noch rechtzeitig vor dem morgigen Wettkampf zu bekommen. Meine gesamte Laufausrüstung ist dort drinnen! Gerade als wir uns die 3-Tages-Karten für die „Öffis“ kaufen ruft einer: “Schau, der Häkkinen!“ Und tatsächlich – weniger Meter neben uns geht der zweifache Formel 1 – Weltmeister (1998/1999) Mika Häkkinen mit seiner kleinen Tochter Aina Julia spazieren. Da überlegt man nicht lange. Ich geh rüber – frag ganz höflich – und er ist sofort bereit sich mit uns fotografieren zu lassen. Ein erster, unvergesslicher Moment. Mit dem Flughafenbus erreichen wir in rund 35 Minuten den Hauptbahnhof und nach zwei weiteren Stationen mit der Metro sind wir nur noch 400 m von unserem Hotel entfernt. Das 4* „Holiday Inn West Ruoholahti“ ist ein großer Bau mit 256 komfortablen, großen Zimmern zum moderaten Preis. Es ist 16:00 Uhr als alle Check-In Formalitäten erledigt sind. Wenig später machen wir uns schon auf zur Startnummernabholung. Jetzt sind noch die beiden restlichen Mitglieder unserer Gruppe zu uns gestoßen. Ernst Fink und seine Herta sind direkt von Graz aus hierher geflogen. Die kleine Marathonmesse befindet sich in einer Halle gleich neben dem morgigen Startgelände vor dem Olympiastadion (1952 – Sommerspiele). Sicherheitshalber kaufe ich mir ein Shirt, Socken und zwei Gels – falls mein Koffer nicht rechtzeitig auftaucht. Schon den ganzen Tag über fallen uns zahlreiche sehr bunt und hawaiianisch gekleidete Jugendliche auf. Der Grund ist ein gerade stattfindendes, großes Musikfestival. Während wir bei einem Italiener den Abend ausklingen lassen (Bier ab € 6,--, Pasta ab € 14,--, Pizza ab € 12,--) beginnt es leicht zu regnen. Mit 20°C ist es aber nach wie vor angenehm temperiert. Um 21:00 Uhr Ortszeit endet für uns dieser lange Tag.

Samstag, 16.8.2014  -  Wettkampftag: Es ist schon relativ früh hell und sonnig. Von unserem Zimmer aus sehen wir direkt auf das Meer. Mein erster Weg führt mich zur Rezeption – aber der Koffer ist noch nicht da. So bleibt Zeit für ein ausgedehntes Frühstück. Die Eigenheit aller skandinavischen Marathons ist die späte Startzeit am Samstag um 15:00 Uhr. Während wir Läufer den Rest des Vormittgas sehr relaxt am Zimmer verbringen, begeben sich unsere Ladys auf eine erste Einkaufstour. 12:30 Uhr – ich frag wieder nach. Man hat IHN gefunden und ER ist schon seit 11:00 Uhr vom Flughafen in die Stadt unterwegs aber hier noch nicht eingetroffen. Jetzt wird´s richtig knapp. Von Peter habe ich mir schon eine Laufhose geborgt. 13:00 Uhr – nächster Versuch. Ich sitze vor dem Hotel - starre auf die Kreuzung und dann tatsächlich biegt ein Auto der Finnair ums Eck. Ich entreiße dem Fahrer förmlich den Koffer, denn in 10 Minuten ist Abmarsch. Diesen Stress will man sich eigentlich vor einem Wettkampf ersparen. Irgendwie schaffe ich es dann doch noch pünktlich, mit eigenen Schuhen und Gewand, zum Treffpunkt zu erscheinen. Noch ein paar Fotos und dann geht´s zum Startbereich beim Olympiastadion, gleich neben dem Denkmal der finnischen Lauflegende Paavo Nurmi. Dort herrscht schon reges Treiben. Ein kurzer Regenschauer geht nieder – aber dann bleibt das Wetter stabil schön bei windigen 22°C. Der gute und sprachgewandte Sprecher informiert darüber, dass über 4.000 Marathonis aus 54 Ländern am Start sind. Erfahrungsgemäß mit direkt proportional wachsenden Leibesfüllen von der Startlinie bis zu den hinteren Regionen. Wolfi, Peter und ich stehen ganz vorne, gleich hinter den unvermeidlichen, kenianischen Leichtgewichten. Pünktlich um 15:00 Uhr geht es dann los. Ich bin froh, nach all den Turbulenzen der letzten Tage, endlich loslaufen zu dürfen. Ob der orthopädischen Probleme in der Vorbereitung ist meine Erwartungshaltung gleich null  Km 1 – 4´21´´  Ich schwimme im Feld locker mit. Wolfi ist bereits nach vorne enteilt. Die ersten Kilometer führen in einer großen Schleife durch das Zentrum, wo uns viele Zuschauer anfeuern. Schon da zeigt sich die Charakteristik des Kurses – wellig – ein ständiges Auf und Ab  Km 5 – 22´30´´  Es geht nun in den Norden der Stadt. Hier wird einem eindringlich bewusst, wie grün diese Stadt ist. Gleich einem einzigen, riesigen Park  Km 10 – 44´30´´  Über eine Brücke führt die Strecke nach Vantaa, einem noblen Vorort. Und immer das gleiche Spiel – erst Hinauf, dann wieder Hinunter. Die Organisatoren haben schon gewusst, warum sie kein Streckenprofil auf die Homepage stellen. Egal – landschaftlich ist der Kurs ein absolutes Highlight. Bei jeder der zahlreichen Verpflegungsstationen kommt mir vor, als ob die Mädls von einem Klonlabor gezüchtet wurden: Blond, schlank, hübsch – einfach sehenswert  Km 15  -  Wir bewegen uns wieder in Richtung Stadt. Neben den Problemen mit meinem rechten Fußballen, die mich schon seit dem Frühjahr plagen, meldet sich nun auch meine linke Ferse. Ich hab´s befürchtet, aber nicht schon so früh erwartet  Km 19 – Es geht knapp am Hotel vorbei und dort stehen auch meine Betreuer mit dem Gel. Lieber wäre mir jetzt eine Spritze für den Fuß. Ich kann die Ferse nur noch unter Schmerzen aufsetzen, würd´ am liebsten gleich abbiegen. HM – 1h36´58´´  So leicht will ich nicht das Handtuch werfen. Meter für Meter schleppe ich mich weiter, in der Hoffnung auf Besserung. Auf der anderen Straßenseite kommen mir nun schon ein paar Läufer entgegen. Ich halte nach Wolfi Ausschau – doch der ist sicher schon weiter vorne (Seine HM-Zeit: 1h24´52´´). Wir laufen den Hafen entlang. Dort liegen die großen Fähren vor Anker und ein riesiges Kreuzfahrtschiff läuft gerade aus  Km 25 – ein absoluter Top Spot. Hier ist der Wendepunkt der Strecke. Durch ein dicht gedrängtes Spalier von Leuten laufen wir einem Park entlang. Hunderte Menschen sitzen auf den Grünflächen – sie sind halt ein Outdoor-Volk, die Finnen. Hier in der Stadtmitte gibt es nun lange Passagen mit unterschiedlichem Kopfsteinpflaster. Vorsicht uns Konzentration ist angesagt. Die Schmerzen in der Ferse werden immer ärger und die Gehpausen länger. Bei Km 29 sollten meine Leute noch einmal stehen, doch die sind bereits wieder Richtung Ziel unterwegs  Km 31 – Peter überholt mich auf einer steilen Brücke während ich wieder einmal gehe. Beim langen Anstieg bei Km 33 kommt Landsmann Bernd von hinten. Auch ihn muss ich schweren Herzens ziehen lassen. Auf den letzten Kilometern versuche ich nochmals alles zu aktivieren und die Schmerzen zu ignorieren. Bei Km 41 laufe ich plötzlich wieder auf Bernd auf, dem Krämpfe plagen. Eine gemein steile Brücke stellt sich uns als letzte Challenge noch in den Weg. Dahinter ist dann das alte Olympiastadion endlich zu sehen. Egal wie schnell man ist, wie dreckig es einem auch gehen mag, so ein Zieleinlauf ist immer etwas Besonderes. Peter reicht mir 100 m vor dem Zielbogen die Fahne und der Sprecher stimmt das „Immer wieder, immer….Österreich“ an. „Mein Kampf“ hat ein sehr emotionales Ende gefunden. Wolfi ist bei seinem erst dritten Marathon ein Spitzenrennen gelaufen: 2h55´13´´  damit bester Österreicher und 28. Gesamt! Peter läuft mit 3h30´03´´ genau seine Zielzeit. Die weiteren Zeiten: Bernd 3h41´22´´ (Sorry, dass ich Dich noch überholen musste), Herta & Ernst finishen in je 4h21´33´´ und Gaisi genießt die Strecke mit 5h15´26´´ (inkl. vieler Fotos und Achillessehnenbeschwerden) am längsten. Nur ganz langsam hinkend kann ich das Stadion verlassen um meine Leute zu treffen. Die Wettkampfsaison erkläre ich sogleich als beendet. Werde erst wieder bei absoluter Schmerzfreiheit laufen. Beim Mexikaner nahe dem Ziel lassen wir den Abend ausklingen.

Sonntag, 17.8.2014  -  Wegen der schlechten Wetterprognose für Montag haben wir uns entschlossen, schon heute den Tagesausflug in die estnische Hauptstadt Tallinn zu unternehmen. Um 06:30 Uhr bringt uns ein großes Taxi zum Westhafen. Mit der M/S Superstar der Silja Line (Kosten - hin und retour: € 44,--), fahren wir in 2 Stunden die 80 km von Helsinki ins Baltikum. Ruhig gleitet das riesige Fährschiff dahin und erreicht kurz vor der Sollzeit Tallinn (430.000 Einwohner. Estland ist seit 1991 unabhängig von Russland und hat den Euro). Der Regenschauer beim Verlassen des Schiffes ist nur von kurzer Dauer und dann scheint den ganzen Tag die Sonne. Die ehemalige Hansestadt kann mit einer entzückenden Altstadt (Weltkulturerbe!) punkten. Die St. Olai-Kirche, die St. Alexander Newski-Kathedrale, das Schloss am Domberg, das Schloss Kadriorg und der mittelalterliche Rathausplatz sind einige der zahlreichen Highlights. Touristisch ist sehr viel los. Die Lokalpreise bewegen sich – zumindest außerhalb des Zentrums – auf österreichischem Niveau und sind damit deutlich günstiger als in Finnland. Mittags essen wir in einem urigen Kellerlokal, welches einer Katakombe ähnelt. Den Nachmittagskaffee lassen wir uns am Dach des großen Kaufhauses „Solaris“ schmecken. Toller Stadtblick, ein Whirlpool im Freien und rassige Kellnerinnen sind inklusive. Vor allem unser einziges, männliches Single in der Gruppe fühlt sich „wie im Paradies“. Durch den Schlosspark und mit einem Umweg durch zwei Shoppingtempel sind wir gegen 18:30 Uhr wieder am Hafen. Unser Schiff für die Rückfahrt ist die M/S Star, mit deutlich mehr Gästen als noch heute Morgen. Viele estnische Gastarbeiter reisen schon heute abends nach Finnland und „importieren“ Unmengen an billigem Bier über den Seeweg. Dieser Ausflug hat sich für uns auf jeden Fall ausgezahlt. Um 21:30 Uhr erreichen wir wieder Helsinki und marschieren zu Fuß zum Hotel zurück.

Montag, 18.8.2014  -  Ich habe in dem weichen, komfortablen Bett sehr gut geschlafen. Leider hebt aber das Wetter nicht gerade unsere Stimmung. Gestern abends noch wolkenlos – heute früh regnerisch und windig. Beim Frühstück treffen wir Gaisi und Bernd wieder, die den Tag gestern mit Herta & Ernst in Helsinki verbracht haben. Wir beschließen, die nächsten touristischen Sehenswürdigkeiten gemeinsam zu besuchen. Zuerst geht es zur „Temppeliaukion Kirkko“ – der Felsenkirche. Ein einzigartiger, spiritueller Ort. Der runde Kirchenraum wurde in den Granit hinein gesprengt und beeindruckt durch Licht-/ Schattenspiele, sowie tolle Akustik. Zu Fuß geht es anschließend weiter zum Sibelius – Denkmal. Dem berühmten finnischen Komponisten („Finlandia“) wurde ein, anfangs sehr umstrittenes, Denkmal aus 24 Tonnen Stahl errichtet. Nach einem Zwischenstopp im Hard Rock Cafe bringt uns die Straßenbahn zum „Senaatintori“ – dem Senatsplatz. Mit Dom, Universität und Senat findet man hier ein paar Juwelen der Stadt, ganz nah beieinander. Obwohl sich die Wolken am Himmel seit einiger Zeit bedrohlich verdunkeln, beschließen wir, doch die Fähre nach „Suomenlinna“ zu nehmen. Die im 18. Jh. Erbaute „Finnenburg“ ist eine der größten Seefestungen der Welt. Auf dem über 3 km langen, gut beschilderten Rundgang über die Insel findet man viele Museen, Cafes und ein altes Gefängnis. Vor allem aber gibt es grandiose Ausblicke auf das tobende Meer und auf Helsinki. Während der Rückfahrt beginnt es heftig zu regnen und so kommen wir leicht durchnässt zum (späten) Mittagessen. Am Weg zurück zum Hotel sieht man um und im Hauptbahnhof viele schwer alkoholisierte Männer und Frauen, was uns leider das oft schlechte Image der Finnen bestätigt. Überwiegend bleiben sie MIR aber als freundliche und hübsche Menschen in Erinnerung. Mario hat den ganzen Tag über seine GPS-Uhr laufen lassen was beweist, dass wir heute über 24 km zu Fuß unterwegs waren. Und gestern in Estland werden es nicht viel weniger gewesen sein…

Dienstag, 19.8.2014  -  Der letzte Tag unseres Aufenthalts und es regnet wieder. Dieses Aprilwetter im August verfolgt uns schon all die letzten Tage. Aber nüchtern betrachtet, haben wir es doch noch ganz gut erwischt und (fast) alle geplanten Besichtigungen durchführen können. Nach dem Frühstück werden noch ein paar Mitbringsel im nahe EKZ gekauft und um 11:00 Uhr fahren wir zum Hauptbahnhof, von wo aus der Flughafenbus ab geht. Die Stimmung ist ausgelassen und fröhlich – es geht schließlich nach Hause. Da trifft uns die Schreckensnachricht, dass einem aus unserer Gruppe in der Metro sein Rucksack mit drei Reisepässen und einer Digitalkamera gestohlen wurde. Was nun? Ich eile zur Metro – Info und erkläre der netten Dame unser Problem. Es wird hektisch telefoniert, aber nichts gefunden. Auch mein Anruf bei der Österreichischen Botschaft in Helsinki hilft uns nicht wirklich weiter. Der 12:00 Uhr Bus ist die letzte Chance, unseren Flug noch rechtzeitig zu bekommen. So einigen wir uns darauf, es ohne die drei Pässe zu versuchen. Gut, dass ich schon heute Früh im Hotel all unsere Bordkarten ausgedruckt habe. Und siehe da – irgendwie schaffen wir es alle Zwölf, das Gepäck noch rechtzeitig auf zu geben und ohne Pässe durch den Security – Check zu gelangen. Ohne weitere Wartezeit besteigen wir die Embraer ERJ-190 der Finnair. Wir alle sind happy, als der Flieger um 13:32 Uhr bei heftigem Regen abhebt. Nach einem Zwischenstopp in Düsseldorf landen wir mit einem Airbus A 321 von Niki um 18:20 Uhr in Wien und erreichen um 21:45 Uhr wieder St. Paul.

Fazit: Aufregend – spannend – ereignisreich und doch lustig wie nie war diese Nordlandreise. Die Gruppe hat gemeinsam gelacht, Späße getrieben, aber auch in den schwierigen Momenten fest zusammen gehalten. Das hat echt(e) Freu(n)de gemacht. Den Großraum Helsinki und auch den Abstecher ins Baltikum (Tallinn) kann ich jedem Reisenden nur empfehlen


       
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