Gódan daginn!
Ein Reise- und Wettkampfbericht
August 2019
Reykjavik / ISL
 
 

Donnerstag, 22.8.2019
Ein nordeuropäisches Land fehlt noch seit Langem auf meiner Besuchsliste. Es ist das Land der Trolle und Elfen – Island. Und so starten wir um 04:00 Uhr unsere Reise zum Grazer Flughafen. Frau Lilli, Sohn Nr. 2 Christian und ich nehmen in Wolfsberg unser Jung-Mitglied Rainer mit und treffen in Graz auf die restlichen Teilnehmer unserer 16-köpfigen Gruppe: LG´ler Ernst mit Frau Dorli II, Peter & Dorli I, Ingrid & Heribert, Julia & Stefan, Viktoria & Harald, sowie Franz „Gaisi“ und Josef „Peppo“. Die Embraer E 95 der Austrian startet um 06:15 Uhr und landet 70 Minuten später in Frankfurt. Nach einem längeren Stopp geht es um 11:38 Uhr mit einer A 321 der Lufthansa weiter. Am intern. Flughafen Keflavik landen wir um 14:58 Uhr (= 12:58 Uhr Ortszeit) bei Sonne und 13°C. Dieser Airport wurde seinerzeit von den US-Amerikanern erbaut und liegt ca. 40 km außerhalb der Hauptstadt Reykjavik. Die Dame vom vorbestellten Shuttledienst wartet bereits auf uns. In der Hand hält sie ein Blatt mit der Aufschrift „LG St. Paul“. Was für ein Empfang! Mit dem modernen 20-Sitzer kommen wir gut voran – allerdings zunächst zum falschen Hotel. Nach weiteren 10 km wird sie dann doch fündig und setzt uns um 15:00 Uhr beim „Nordurey Hotel City Garden“ ab. Die Zimmer sind relativ klein, aber sehr sauber und ganz neu. Nur rund einen Kilometer vom Hotel entfernt befindet sich das Fußball – Nationalstadion (15.000 Plätze), ein großer Park und eine Mehrzweckhalle mit der Marathon-Expo. Schnell und unkompliziert erhalten wir Starnummer, T-Shirt und viele Goodies, mit denen man gar nicht geizig ist. Zum Abendessen finden wir schnell ein gemütliches, uriges Lokal – was für eine Gruppe mit 16 Personen ohne Reservierung nicht selbstverständlich ist. Unser langer Anreisetag endet um 21:00 Uhr!

Freitag, 23.8.2019
Eigentlich war es eine ruhige Nacht – bis um 04:00 Uhr ein permanentes Piepsen losgeht. Kurz vor 05:00 Uhr melden sich dann im ganzen Haus die Brandmelder – lautstark und ohrenbetäubend! Einige von uns stürmen – in mehr oder weniger feschen Schlafoutfits – auf den Gang. Doch es war glücklicherweise nur ein Fehlalarm. Um 07:00 Uhr treffen wir uns zu einem lockeren Morgenlauf. Bei leichtem Nieseln und 11° C absolvieren wir 5 km dem Meer entlang zum Konzerthaus „Harpa“ und zurück. Beim gemütlichen Frühstück werden dann die Pläne für den Tag geschmiedet. Die Gruppe teilt sich auf. Wir spazieren Richtung Zentrum und besichtigen zunächst das Gästehaus „Höfti“. Hier gab es am 11.10.1986 ein Gipfeltreffen der Präsidenten Michail Gorbatschow und Ronald Reagan. Am Beginn der Haupteinkaufsstraße „Laugavegur“ steht das weltweit einzigartige „Icelandic Phallological Museum“ – mit vorwiegend tierischen „Exponaten“. Da müssen wir natürlich auch rein. Vorbei an vielen bunt bemalten Häusern und guten kleinen Bäckereien erreichen wir schließlich DAS Wahrzeichen der Stadt – die „Hallgrimskirkja“. Nach über 40-jähriger Bauzeit wurde die Kirche, mit dem weithin sichtbaren 76 m hohen Turm, 1986 eingeweiht. Das Wetter hat sich mittlerweile gebessert und es kommt die Sonne durch. Daher sitzen wir mittags auf einer Terrasse am innerstädtischen See „The Pond“ und genießen unser Essen im Sonnenschein. Anschließend fahren wir mit dem Bus zum Hafen und mit einer Fähre auf die Insel „Videy“. Dort hat Joko Ono 2007 in Gedenken an ihren Ehemann John Lennon den „Imagine Peace Tower“ errichten lassen. Jedes Jahr ab dem 9. Oktober (Lennon´s Geburtstag) leuchtet da eine große Lichtsäule in den Himmel. Zudem sind dort Friedensbotschaften in 24 Sprachen eingraviert. Beim „Videy House“ gönnen wir uns einen Kaffee im Freien und blicken auf die schöne Skyline dieser 122.000 EW – Stadt(In ganz Island leben nur ca. 333.000 Menschen).

Samstag, 24.8.2019 – Wettkampftag!
Die Halb- und Marathonläufer unserer Gruppe frühstücken schon um 06:00 Uhr und fahren dann mit dem Taxi in die Stadt. Rainer und ich – wir laufen „nur“ die 10 km – verlassen, mit Lilli & Christian, erst um 08:30 Uhr das Hotel. Es ist stark bewölkt bei angenehmen 11° - 12°C. Ein Taxi bringt uns so nahe es geht an den Startbereich. Da ist schon viel los. Die Starter der langen Distanzen gingen bereits um 08:40 Uhr ins Rennen. Wir sind 55 Minuten später dran. Um exakt 09:35 Uhr starte ich mit LG-Neu-Mitglied Rainer Grundnig in seinen allerersten 10 km – Lauf. Wir haben uns relativ weit vorne eingereiht um der Masse der rund 6.500 (!) Starter zu entgehen. Zudem ist die Straße für dieses Feld sehr schmal. Wir kommen sehr gut über die ersten Meter und passieren die 1 Km – Tafel nach 4´48´´. Es geht durch Wohngebiete am Stadtrand und es scheint, dass alle Einwohner auf den Beinen sind. Die Stimmung ist wirklich sensationell und vermittelt sehr gut die fröhliche Lebenseinstellung dieser „Nordlichter“. Nach 23´45´´ haben wir Km 5 erreicht. Nachdem Rainer noch sehr locker läuft, steigere ich nach und nach das Tempo. Wir laufen nun ständig dem Meer entlang, immer noch unterstützt von tausenden Menschen, aber auch mit etwas Gegenwind. Den vorletzten Kilometer laufen wir in 4´12´´ und danach ist Rainer kaum noch zu bremsen. Einen glatten 4er – Schnitt später überqueren wir gemeinsam, mit der LG-Fahne in den Händen, nach 45´38´´ die Ziellinie. Sehr beachtlich für seinen ersten 10er! Kurz darauf treffen wir Ernst, der seine HM – Bestzeit mit 1h33´46´´ förmlich pulverisiert hat und in der M60 den tollen 2. Platz herausläuft! Bravo! Nach und nach kommen auch unsere steirischen Freunde ins Ziel. Allesamt mit guten Zeiten, außer Harald, der auf der Zielgeraden kollabiert und medizinisch versorgt werden muss.

Alle Zeiten unserer Gruppe:
10 km – Rainer & Armin 45´38´´, Julia 59´10´´
21,1 km – Ernst 1h33´46“, Stefan 2h01´38´´, Harald DNF
42.195 km - Josef 3h40´26´´, Peter 3h46´16´´, Ingrid 3h49´37´´, Heribert 3h58´22´´, Gaisi 5h00´59´´.


In Summe waren heute rund 12.500 Menschen läuferisch unterwegs. Nach einem kleinen Mittagssnack spazieren wir die 2,5 km zurück zum Hotel, was auch Christian, der sich nur mit Krücken fortbewegen kann, gut meistert. Als wir abends in der Nähe des Stadions zu Abend essen, ist auch Harald – nach seinem längeren Krankenhaus Aufenthalt – wieder bei uns.

Sonntag, 25.8.2019
Heute wird ein spannender Tag. Ich habe für uns eine 8-stündige Bustour „Golden Circle“ gebucht. Es hat wieder einmal 12° C als uns ein Kleinbus abholt. Der sehr gut Deutsch sprechende Busfahrer ist ein Glücksfall. Auf dem Weg zum ersten Stopp geht´s durch eine karge, karstige Landschaft und wir erfahren dabei viel über Land, Leute, Kultur und Geschichte dieser Vulkaninsel. Nach rund 90 Minuten halten wir beim „Gullfoss Wasserfall“. Auf 230 m Breite stürzen hier die Wassermassen in zwei Stufen 32 m in die Tiefe – beeindruckend. Nach einer weiteren kurzen Fahrtstrecke erreichen wir ein Geo – Thermalgebiet mit dem Geysir „Strokkur“ (zu Deutsch: „Butterfass“). Dieser bricht regelmäßig alle fünf Minuten aus. Man muss also nicht lange auf tolle Fotos warten. Christian & Rainer haben dabei die Windrichtung nicht beachtet und wurden von einer Fontäne entsprechend voll erwischt! Mittags essen wir dort eine typisch isländische Suppe und dann geht die Reise weiter in den Nationalpark „Thingvellir“. Dies ist für die Isländer ein heiliger Ort von historischer Bedeutung. „Althing“ – das Parlament Islands – war in dieser Gegend vom 10. bis zum 18. Jahrhundert angesiedelt. Es regnet mittlerweile stark und der Wind pfeift heftig. Trotzdem besichtigen wir auch diese spezielle Location, wo u.a. „Game of Thrones“ gedreht wurde. Hier treffen auch die eurasische und die nordamerikanische Platte aufeinander. An einer Stelle stehen wir, über einer tiefen Spalte, mit je einem Fuß auf einer dieser Platten. Einzigartige Fotos entstehen. Gegen 16:00 Uhr sind wir wieder beim Hotel und auch der angekündigte Sturm mit Böen bis zu 100 km/h hat Reykjavik erreicht. Durch dieses extreme Wetter kämpfen wir uns in ein Restaurant und lassen den aufregenden Tag nochmals Revue passieren.

Montag, 26.8.2019
Es hat die ganze Nacht geregnet. Dennoch starten wir voller Erwartungen um 09:00 Uhr zu unserem zweiten Tagesausflug an die „South Shore“. Peter, unser Fahrer spricht noch besser Deutsch als unser gestriger Guide. Auf sehr witzige, pointierte Art & Weise erfahren wir weitere Besonderheiten über diese Insel. So beträgt das Durchschnittseinkommen ca. € 5.100,-- brutto (…die ersten € 2.000,- - davon sind steuerfrei!). Den gesamten Bedarf an Tomaten & Gurken produziert man in großen Gewächshäusern selbst. Auch isländische Erdbeeren gibt es. Vom Fleisch her ist Lamm die Nr. 1 und nur Rind muss importiert werden. Der Grund sei der jährliche, 20% ige Anstieg des Tourismus, meinte Peter mit einem Lächeln: „Die Essen so viele Burgers!“ Die Chinesen sind die mit Abstand größte Gruppe und verursachen leider auch viele Unfälle im Straßenverkehr. Das Land ist zu 98% evangelisch und die meisten Einwanderer kommen aus Polen. Peter erzählt uns auch viel über Elfen & Trolle und dass es für Isländer eine Beleidigung ist, wenn man „Islandpony“ sagt. „Das sind Island – PFERDE!“ Das Wetter ist heute landestypisch – 12°C, Regen, Wind. Der erste Stopp nach rund 170 km ist beim mächtigen „Skogafoss“ Wasserfall (62 m hoch). Alleine die Gischt macht uns schon ziemlich nass und einige von uns steigen die steilen Treppen hinauf, um den Fall von oben zu sehen. Danach fahren wir direkt am Vulkan „Eyjafjallajökull“ vorbei, der durch seinen Ausbruch 2010 den gesamten europäischen Luftraum lahmlegte. Große Gesteinsbrocken liegen heute noch im Umkreis von 10 – 12 km (!) herum. Wir erreichen die Kleinstadt „Vik“ und machen Mittagspause am „Black Sand Beach“. Überaus gewaltig sind die Wellen am daneben liegenden „Reynisfjara Beach“, was einige Touristen überrascht und nasse Füße beschert. Kürzlich starb hier sogar ein Chinese, weil er sich zu nahe ans Meer gewagt hatte. Die Einheimischen sprechen seither von diesem Strand als „Chinese Takeaway“. Unser letzter Halt ist der „Seljalandsfoss“ – Wasserfall, den man sogar von hinten erkunden kann. Dort nicht nass zu werden ist faktisch unmöglich. Trotzdem macht es uns großen Spaß und auch Sturm & Regen stören da nicht weiter. Wir sind ja vorbereitet und gut ausgerüstet. Um 17:15 Uhr sind wir – nach rund 400 km – wieder in Reykjavik. Jede(r) nimmt viele besondere Eindrücke von diesem Trip mit. Während ein Teil unserer Gruppe im Zentrum zu Abend isst, besuchen Christian, Rainer, Gaisi und ich im Süden der Stadt ein Fußballspiel der ersten isländischen Liga. Das kleine, aber neue Stadion mit Kunstrasenplatz und vor allem die überdimensionale, angeschlossene Sporthalle sind sehr beeindruckend. Gegen 21:30 Uhr endet dieser erlebnisreiche Tag im Hotel.

Dienstag, 27.8.2019
Es regnet noch immer, aber ich möchte vor dem Rückflug noch etwas die Beine bewegen und mache daher um 06:30 Uhr einen 10 km Morgenlauf ins Zentrum. Außer anderen Läufern, sieht man auf den Straßen noch nicht viele Menschen. Am späten Vormittag bringt uns ein Shuttle zum Flughafen Keflavik, wo um 14:00 Uhr der Airbus A 321-200 der Lufthansa Richtung Frankfurt startet. Dort hat es 33°C – das Dreifache als noch vor wenigen Stunden in Island! Über Graz geht es weiter nach St. Paul, wo wir um 00:15Uhr ankommen.

Fazit:
Was für ein Erlebnis – Trip! Island ist zwar Teil Europas, aber so vielfältig und differenziert, dass diese sechs Tage eigentlich viel zu kurz waren. Trotzdem hat unsere harmonische, große Gruppe viel erlebt & erfahren. Jeder war froh, dabei gewesen zu sein.

 

 

       
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