It's very Nice, Yes we Cannes! Ein Reise- und Wettkampfbericht |
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November 2011 Nizza / FRA |
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Fr, 18.11. - 03:45 Uhr ist Tagwache.
So, 20.11. - Wettkampftag! Km 1 - 4´15´´. Punktlandung ! Ich habe mich heute zu einer anderen Taktik entschlossen: Sehr defensiver Start und erst später (wenn möglich) beschleunigen. Es geht ständig dem Meer entlang. Km 5 - 21´04 Der Flughafen wird passiert. Auf elend langen Geraden durchlaufen wir die nächste Stadt: "Saint-Laurent-du-Var" Km 10 - 42´14´´ Rechter Hand bestaune ich die große Pferderennbahn "Hippodrome". In "Cagnes-sur-Mer" führt die Strecke nun kurzfristig weg vom Meer. Km 15 - 1h02´55´´ Hier stehen sehr viele Menschen und zahlreiche Musikgruppen machen Stimmung (Lärm !). An einem Wendepunkt sehe ich Dieter, der ca. 300 m vor mir läuft. Zwei riesige Wohnkomplexe, die uns schon beim Anflug aufgefallen sind, werden umrundet. Es folgt nun ein ruhigerer Abschnitt. Auf der nächsten, langen Gerade kommt der aufgefrischte Wind zwar von hinten, doch die Sonne hat die Luft schon auf warme 18°C aufgeheizt. Km 21,1 Halbzeit - 1h28´45´´ Ich schwitze heftig und nehm das erste Gel mit etwas Wasser zu mir. Dieter ist zu diesem Zeitpunkt ca. 50 Sekunden vor mir unterwegs. Die Schmerzen auf meiner, ohnehin schon getapten, linken Oberschenkelrückseite werden stärker. Ich versuche mich, wie Willi mir gestern riet, mit positiven Gedanken abzulenken. Wir sind nun in "Antibes". Durch das alte Stadttor und eine steile Rampe führte die Straße rund um die Festung. Erst nach Anfeuerungsrufen der Läufer zeigen auch die wenigen Zuschauer etwas Enthusiasmus. Km 25 - 1h50´10´´ Das Rennen ist für mich hier faktisch zu Ende. Alles positive Denken hat leider nichts genutzt. Der Muskel macht komplett "zu" und schmerzt schon beim leichten Trab. Mir kommen die Worte meines Masseurs in den Sinn, der noch am Mittwoch meinte: "Hör auf wenn es zu schlimm wird, sonst könnte das eine langwierige Verletzung nach sich ziehen!" Aufgeben kommt für mich natürlich nicht in Frage, ich muss ja irgendwie ins Ziel, wo unsere Betreuer warten. Den langen Anstieg bei Km 28 (Ähnlich dem "Heartbreakhill in Boston !) nehme ich gehend. Km 30 - 2h11´39´´ Das Streckenprofil ist nun deutlich hügeliger als auf der ersten Hälfte. Durch mein reduziertes Tempo habe ich nun Zeit, mir die luxuriösen Villen und Hotels am Streckenrand etwas genauer anzuschauen. Hier ist augenscheinlich der Geldadel zu Hause. Unwirklich und gleichzeitig amüsant wirken auf mich auch die weihnachtlich geschmückten Palmen links und rechts der Straße. Adventsstimmung bei Sonne und 18°C! Bei Km 35 durchlaufen wir "Vallauris Golfe-Juan". Seit einiger Zeit wundere ich mich über die klebrige, rot-braune Substanz an meiner linken Hand. Es ist Blut. Von mir unbemerkt, hat die Uhr eine tiefe Fleischwunde am Handgelenk verursacht. Das passt voll ins Bild dieses verkorksten Tages. Ein Helfer montiert mir die Uhr auf die rechte Hand. Die Gehpausen werden nun noch häufiger. ich will nur noch ohne weitere Verletzung ins Ziel. Bei Km 40 erreichen wir Cannes. Die Zuschauerdichte ist nun wieder deutlich höher. Durch ein schmales Spalier von Menschen erreicht man am "Boulevard de la Croisette" das Ziel, unmittelbar vor dem noblen "Intercontinental Carlton". Die Endzeit - nur der Form halber: 3h17´00´´ Dieter ist es deutlich besser ergangen. Erst bei Km 39 muss er den 3h-Pacemaker vorbeilassen. Mit 3h02´51´´ läuft er seinen zweit besten Marathon. Im Ziel bekommen wir eine schöne Finishermedaille, ein Funktionsshirt (...im LG - grün !), sowie einen großen Papiersack mit saisonalen Früchten der Region (Äpfel, Birnen, Orangen, Weintrauben,Mandarinen) - toll! Fazit : Die Strecke ist landschaftlich sicher sehr reizvoll. Der ersten, sehr flachen Hälfte mit langen Geraden folgt ein ziemlich welliger zweiter Teil, was die Zeitambitionen vieler Starter erheblich gebremst haben dürfte. Ein Shuttlezug der "SNCF" bringt uns in 40 Minuten wieder zurück nach Nizza. Das gemeinsame Abendessen in der Altstadt beschließt diesen ereignisreichen Tag.
Mo, 21.11. Da wir den Rückflug erst am Abend haben, wollen wir uns heute das nahegelegene Fürstentum Monaco anschauen. Am Hauptbahnhof erklärt mir die Damen am Ticketschalter, dass die Bahn heute streikt. Was nun? Wir sind ja flexibel und planen kurzfristig um. Nun muss uns halt der Bus ans Ziel bringen. Die Nr. 100 startet am Place Massena und bringt uns in 50 Minuten um € 1,-- (!) nach Monaco. Im Nachhinein betrachtet war der Streik für uns ein Glücksfall. Wir sind zwar dreimal so lange unterwegs als mit der Bahn, sehen aber viel mehr von der wunderschönen Landschaft. In schwindel erregender Höhe wurden Prachtvillen in das steinige Gelände gebaut - Meerblick inklusive. Um 11:30 Uhr erreichen wir den zweit kleinsten Staat der Welt. Sofort geht´s auf den hochaufragenden Felsen wo der Grimaldi -Palast steht und jeden Tag um 11:55 Uhr die Wachablöse stattfindet. Ein gern besuchtes Spektakel. Von hier oben hat man den besten Ausblick in alle Himmelsrichtungen und vorallem auf den Hafen, wo alljährlich Ende Mai die Formel 1 - Motoren dröhnen. Wenige Meter entfernt, in der "Cathedrale de Monaco" liegen Fürst Rainer und die 1982 tödlich verunglückte Fürstin Gracia Patricia begraben. Neben dem anschließenden, ozeanographischem Museum erstreckt sich ein wunderbarer Park mit blühender Flora. Man fühlt sich wie im Garten Eden ! Über den Hafen und einem Nachbau von Juan Manuel Fangio´s Sieger-Mercedes aus dem Jahre 1955 erreichen wir wieder den Ausgangspunkt. Im voll besetzen Bus geht die Fahrt über die enge Bergstraße zurück nach Nizza, wo wir halbwegs durchgebeutelt ankommen. Mit dem, vom Hotel abgeholten Gepäck fahren wir zum Flughafen, wo die Fokker 70 der Austrian um 19:57 Uhr abhebt und über pünktlich, bei -3°C (Für uns ein Kälteschock !), in Wien landet.
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