Praha - to se mi libi!
Ein Reise- und Wettkampfbericht
März 2009
Prag / CZE
 
 

Freitag, 27.3. - 05:15 Uhr
Frau Lilli, Filius Christian, Gerald Petz, seine Lisi Senger und ich starten mit dem Auto in Richtung Prag. Es sollte ursprünglich nur eine Kulturreise in die tschechische Hauptstadt werden, doch wenn "zufällig" an dem Wochenende dort ein Halbmarathon stattfindet, wollen wir diese Gelegenheit natürlich nutzen. Kurz vor Linz frühstücken wir gemütlich und überqueren bei Wuluwitz (unkontrolliert) die Staatsgrenze. Die Landschaft verändert sich vorerst nur wenig.
Viel "Gegend" - vereinzelte Verkaufsstände bieten Kartoffeln, Rosenkugeln und Holzschnitzhandwerk an. Was auffällt ist der große Kontrast von alten Bauten, Hütten zu sehr modernen Neubauten. Den spröden Charme des ehemaligen Ostblocks hat man hier schon großteils abgeschüttelt. Um 14:00 Uhr erreichen wir die schon sehr dicht besiedelte Peripherie der Metropole. Ähnlich wie in anderen Großstädten reiht sich nun ein EKZ auf das andere. Die gleichen Geschäfte wie in Österreich - rein optisch könnten wir uns jetzt auch vor den Toren Wiens oder Linz befinden. In der Stadtmitte finden wir rasch einen Parkplatz - der Wind bläst stürmisch. Gleich neben dem Rudolphinum - in der Nähe der berühmten Karlsbrücke - befindet sich die Startnummernabholung. Schnell und unbürokratisch wird dort die Ausgabe erledigt. In einer nahen Pizzeria Essen und Trinken wir fürstlich um unglaubliche €  32,-!!! Wir bringen Lisi und Gerald in ihr nobles "Clarion-Hotel" um dann zu unserem schönen Dorint Hotel "Don Giovanni" zu fahren. Eine riesige Statue von W.A. Mozart thront mitten in der Lobby. 1787 wurde dessen Oper, die dem Hotel den Namen gab, hier in Prag uraufgeführt. Unser Zimmer im 7. Stock gleicht einer Wohnung. 45 - 50 qm - mindestens ! Ein gemütliches Abendessen beschließt diesen anstrengenden Anreisetag.

 
Samstag, 28.3. - 05:52 Uhr  
Ein schrilles "Piep Piep" unterbricht die morgendliche Ruhe in unserem Zimmer. Christoph G. wünscht mir per SMS alles Gute für das Rennen. Schön, dass mancher auch zu Hause an uns denkt. Da ich nun schon mal munter bin, beschließe ich einen kurzen Morgenlauf zu machen. Meine Frau schüttelt zwar den Kopf, doch so sind wir Läufer nun mal! Es hat 5°C und der Wind ist (zurzeit) nicht mehr so extrem wie gestern. Gegen Ende meiner 3 km Runde entlang des benachbarten Friedhofs beginnt es zu tröpfeln. Ob der eher ungewöhnlichen Startzeit von 12:00 Uhr kann ich das Frühstück diesmal etwas ausgiebiger genießen als sonst.  Um 09:30 Uhr verlassen wir das Hotel in Richtung Start. Da noch genügend Zeit bleibt, drehen wir eine große Runde durch die Innenstadt. Ein Lokal neben dem anderen, Kirche an Kirche, Massen an Touristen aus aller Herren Länder. Um 11:00 Uhr treffen wir Lisi & Gerald und entspannen noch etwas in einem netten Cafe. Im Startbereich treffen wir auf Österreichs aktuell besten Langstreckler Günther Weidlinger, der in Wien sein Marathondebüt geben wird und sich spontan zu einem gemeinsamen Foto bereiterklärt. Pünktlich zur Mittagsstunde schickt Staatspräsident Vaclav Klaus fast 5.000 LäuferInnen auf die Strecke. Es hat 8°C - zum Glück ohne Regen.



km 1 - 3´37´´  Flott! Aber ich wollte ja dem Gewühl auf den ersten, engen Metern ausweichen. Wir laufen Richtung Osten - immer der Moldau entlang - und der wieder aufgefrischte Wind bläst unerbittlich von vorne. Schlieri hätte seine Freude - wir Läufer weniger. km 2 - in 3´43´´  Erst bei km 5 (18´49´´) schiebt uns der Wind für kurze Zeit an. Schon jetzt läuft es nicht so locker als es geplant war. Das wird ein Kampf heute!  km 10 - 38´17´´ Lilli, Lisi und Christian feuern mich vom Streckenrand frenetisch an - mir gehts gar nicht gut. Immer wieder laufen wir über Brücken, durch Unterführungen und über Kopfsteinpflaster. Die zahlreichen Bands (...nur laut...) und das viele Publikum helfen da nur wenig. Es ist wärmer geworden, die Sonne kommt raus. 12° - 13°C  vielleicht und ich bin zu warm angezogen - ein Anfängerfehler. Bei km 12 kommen mir Günther Weidlinger und etwas später auch der Kärntner Roman Weger entgegen. km 15 - 58´23´´  Ich betreibe sein geraumer Zeit nur noch Schadensbegrenzung. Über die letzten fünf Kilometer möchte ich nur den Mantel des Schweigens breiten. Es war heut absolut nicht mein Tag. Völlig fertig und mit letzter Kraft sprinte ich nach 1h 23´ 58´´  durchs Ziel. Mein 48. Halbmarathon schaffte es nur auf Platz 39 meiner persönlichen Rangliste. Zumindest weiß ich nun, an was es in den nächsten Wochen zu arbeiten gilt - Tempoausdauer! Gerald konnte sein hohes Anfangstempo auch nicht ganz durchziehen, finisht aber - trotz Trainingsrückstand in respektablen 1h 30´ 47´´.


Der Organisation dieser Veranstaltung kann man nur Lob aussprechen: Ein Funktionsshirt, gute Verpflegung während und nach dem Lauf, viele Bands, gutes Publikum und das alles zu einem moderaten Startgeld. Übrigens: Damen- und Herrensieger(in) liefen Streckenrekord. 1h00´07´´ und 1h09´xx´´ - unglaublich - auf dieser Strecke ! Günther Weidlinger wurde als 11. in guten 1h 03´ 26´´ bester Weißer und Roman Weger lief 1h 06´ 42´´. Nach einer kurzen Erholungspause im Hotel gehts mit der U-Bahn zum beeindruckenden "Hradschin". Diese Burg thront hoch über der Stadt und bietet sensationelle Ausblicke über die Metropole an der Moldau. Es ist schon dunkel, als wir den Tag gemeinsam in einem urigen tschechischen Lokal ausklingen lassen. Noch vor dem Schlafengehen stellen wir die Uhren eine Stunde vor - ab morgen ist Sommerzeit.

Sonntag, 29.3. - 06:30 Uhr  
Sie würde wieder den Kopf schütteln, meine Frau, wenn sie wach wäre. Doch nach der gestrigen Enttäuschung muss dieser 30 minütige "Gehorsamslauf" einfach sein! Andererseits ist es eine gute Gelegenheit, eine fremde Stadt bei wenig Straßenverkehr zu erkunden. Nach dem Frühstück holen wir Lisi & Gerald ab und machen uns, bei Regen, auf die Heimreise.

Fazit:
Eine tolle Stadt, freundliche Menschen, gutes und günstiges Essen (...und Bier...). Wegen der hohen touristischen Frequenz empfiehlt sich ein Besuch eher in der Vor- oder Nachsaison.

       
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