Riga - Die Perle des Baltikums
Ein Reise- und Wettkampfbericht
Mai 2017
Riga / LET
 
 

Fr, 12.5.2017

Schon sehr zeitig, um 04:30 Uhr starten wir unsere nächste Marathonreise (Meine Nr. 58!). Und wir betreten diesmal Neuland. Riga – die Hauptstadt des mittleren der drei baltischen Staaten – Lettland – ist unser Ziel. Gemeinsam mit den LG-Mitgliedern Irene & Walter, fahren meine Frau Lilli und ich in Richtung Wien. In Gleisdorf treffen wir die beiden Steirer Helmut & Gaisi und etwas später deren Landsleute Dorli, Peter und Josef („Peppo“). In Schwechat stoßen dann noch Schwester Eva, die Familie Ramusch (Sigrit, Gerhard & Kevin) und Doris zu uns. Somit ist unsere 14-köfige Gruppe komplett. Der Airbus A 320-200 der „Freebird Airline“ (= ein Partner der Air Baltic) hebt um 09:53 Uhr ab. 100 Minuten später (12:33 Uhr Ortszeit!) landen wir bei sonnigen 9°C in Riga. Mit den Bussen 22 + 24 erreichen wir am frühen Nachmittag unser elegantes 4*+ Hotel „Monika Centrum“. Es befindet sich in einem sehr schön renovierten Jugendstil-Gebäude und liegt sehr günstig, nahe der Altstadt und des Start/Ziel-Bereichs. Nach Belegung der großen Zimmer, führt uns der nächste Weg zum „Elektrum Olympic Center“, wo die Startnummern zu holen sind. Die Marathonmesse ist sehr bescheiden, aber die Freundlichkeit der Letten zeigt sich schon hier. Weiters fällt auf, dass man kaum alte Auto und sehr wenig dicke, aber dafür sehr modisch gekleidete Menschen sieht. In einem urigen Kellerlokal in der Altstadt genießen wir abends heimisches Bier, Soljanka (= eine säuerlich, scharfe Suppe. Typisch für diese Ostregion), Fisch, etc. Um 20:00 Uhr sind wir – ziemlich geschlaucht – wieder im Hotel.

Sa, 13.5.2017

Nach einer gut durchgeschlafenen Nacht, wache ich erstmals um 03:30 Uhr auf und die Sonne scheint schon hell durch´s Fenster. Na klar, wir nähern uns dem „Midsommer“ wo es hier nie ganz dunkel wird. Um 07:30 Uhr treffen wir uns mit Peter, Peppo, Heli und Kevin zum Morgenlauf. Es hat 6° C und wir erkunden den Weg zum Start. Dorthin sind es gerade einmal 1.200 m – ideal. Nach 30 Min./ 5 km sind wir wieder beim Hotel. Das große Frühstücks – Buffet bietet wirklich alles was das Herz begehrt. Um 10:00 Uhr brechen wir geschlossen zum Highlight des heutigen Tages. Ich habe für uns eine „Segway-Tour“ durch das alte Riga voraus gebucht. Mit der Tram fahren wir in die Altstadt, wo uns die Crew schon freundlich erwartet. Helm, Audio-Equipment, Warnweste und nach einer kurzen Einschulung geht es los. Laila, unser Guide (…oder muss es „Gudie-in“ heißen…?) informiert uns kompetent und in sehr gutem Deutsch über alles Sehens- und Wissenswertes auf der Strecke. Über 2 Stunden und fast 12 km sind wir bei sehr angenehmen, sonnigem Wetter unterwegs. Besonders die Altstadt mit ihren vielen Jugendstilhäusern und die Promenade entlang des größten Flusses, der Daugava, sind sehenswert. Viel zu schnell ist die Zeit auch schon wieder um. Alle aus unserer Gruppe waren total begeistert – ich kann das jedem nur wärmstens empfehlen. In einem süßen, kleinen Lokal laben wir uns mit Spezialitäten der – sehr guten – lettischen Küche. Anschließend schlendern wir durch zahlreiche Parks zurück zum Hotel. Alles ist sehr sauber, gepflegt und der Natur kann man förmlich beim Wachsen zuschauen. Das traditionelle „Carbo-Loading“ findet abends in einem netten Lokal, direkt neben dem Hotel statt. Wieder sehr gut und günstig (Bier: 0,5 l um € 1,25 !). Nicht umsonst trägt die Stadt den Beinamen „Feinschmeckerstadt“. Mit gutem Gefühl begeben wir uns zur Ruhe.

So, 14.5.2017 – Wettkampftag!

Es ist und wird ein strahlender Tag in der 700.000 Einwohner – Metropole. 9°C – sonnig – ideale Bedingungen! Wir frühstücken eine Kleinigkeit am Zimmer, da der Start schon um 08:30 Uhr (= 07:30 Uhr MEZ) angesetzt ist. Um 07:45 Uhr treffen wir uns in der Lobby, machen noch die letzten Fotos und spazieren dann den kurzen Weg zum Startbereich. Dort ist schon reger Betrieb. Kevin, unser „Speedy“, stellt sich ganz vorne zu den Schwarzafrikanern in den Startblock. Peter, Peppo und ich im Nächsten, sowie Irene, Gaisi & Heli noch weiter hinten. Der Sprecher oben am Startbogen flippt bei seiner Moderation förmlich aus. Er baut das ganze Starterfeld in seine Choreo mit ein und brüllt sich mit Motivationsslogans die Seele aus dem Leib. Zusätzlich weist er schon auf 2018 hin, wo Lettland sein 100-jähriges Jubiläum feiern wird und der Marathon zu einer (noch größeren) Party werden soll. Pünktlich um 08:30 Uhr fällt der Startschuss. Bei angenehmen, sonnigen 10°C setzt sich das Feld langsam in Bewegung. Mein Ziel ist es, sehr kontrolliert und gemütlich zu starten. Ganz so einfach ist das aber nicht. Unwillkürlich wird man von der großen Masse mitgerissen und so gehe ich die ersten beiden Kilometer etwas zu forsch an. Und dann laufen wir auch schon erstmals direkt an unserem Hotel vorbei, bevor es in Richtung „Daugava“ und über die Brücke „Vansu Tilts“ geht. Dies ist die markanteste Steigung auf einem, ansonsten eher flachen Kurs. Wir laufe nun durch eine noble Wohngegend mit schön renovierten Gutshäusern, bevor die Strecke wieder über die Brücke in Richtung Altstadt dreht. Km 10 – 50´55´´. Das ist eigentlich flotter als geplant. In der Stadt ist die Stimmung sensationell. Beim Freiheitsdenkmal stehen Frauen und Männer in traditionellen Trachten Spalier. Nach einer weiteren 180°-Wende tanzen 25, sehr hübsche, weibliche Cheerleader in ihren engen, weißen Kostümen und fuchteln wie wild mit ihren Puscheln. Wenn das nicht motiviert! Vorsicht ist hier wegen der Straßenverhältnisse geboten. Vereinzelte, tiefe Schlaglöcher und das grobe Kopfsteinpflaster machen die Sache sehr anspruchsvoll. Km 14 – wir sind nun wieder ganz nahe dem Start/Ziel-Bereich und die Strecke macht einen scharfen Knick nach links. Entlang einer breiten Ausfallstraße laufen wir neben dem Fluss in Richtung Süd-Osten. Auf der anderen Seite der geteilten Fahrbahn kommt mir kurz darauf Kevin entgegen. Er gibt richtig Gas und wird mit 1h14´00´´ eine Spitzenzeit abliefern. Linker Hand passieren wir nun die großen Markthallen und kurz vor der Wende sehe ich, gar nicht so weit vor mir, Peter & Peppo. Bei Km 20 stelle ich fest, dass der zweite Zehner exakt gleich schnell war als der Erste. HM nach 1h47´20´´. KM 23 – ich durchlaufe den Startbereich und Lilli reicht mir das erste Gel. Auf zur zweiten Runde, in der es schlagartig ruhiger wird. Die vielen HM-Läufer haben ja jetzt ihr Ziel schon erreicht. Ich komme nun in einen Kilometer-Bereich, den ich schon viele Monate nicht mehr absolviert habe. Ungewissheit, ob die wenigen möglichen Trainings-Einheiten ausreichend waren, macht sich breit. Im Norden der Stadt prägen moderne Industriegebäude und neue Wohnblöcke das Bild. Alle paar Kilometer bemühen sich DJ´s mit lauter Musik und Motivationsslogans um Stimmung. Toll! Km 30 – ich laufe noch! Verlockend ist es jedoch, als wir zum zweiten Mal unser Hotel passieren. Doch die Konstanz meiner Km-Zeiten stimmt mich positiv. Der dritte Zehner war wieder exakt gleich schnell wie die beiden Ersten. Gemein ist jedoch die Steigung auf die Brücke bei Km 32. Die haben sicher was daran gedreht – so viel steiler und schwieriger fühlt sich das jetzt an. Lilli reicht mir das 2. Gel. Kurz vor Km 34 sehe ich abermals Peter & Peppo. Mein Rückstand ist zwar etwas größer geworden, aber noch absolut im Rahmen. Und ich laufe noch immer konstant – Wahnsinn. Am Ende der Brücke ist die letzte Wende und bei der Wasserstation nach Km 37 gehe ich erstmal ein paar Schritte. Den Rest schaffe ich jetzt auch noch! Zu den aufkommenden muskulären Problemen kommt nun auch noch die Hitze. Es hat schon deutlich über 20°C. Einige Mitstreiter kollabieren auf der Strecke. Nochmals motiviere ich mich an den Trachtengruppen & den Cheerleadern, bevor es über die grobe Kopfsteinpflaster-Passage ins Ziel geht. Noch nie habe ich mich über „so“ eine bescheidene Zeit so gefreut. Es war ein Sieg des Kopfes über den Körper. Ich gehe noch einige Schritte aus, den auch mein Kreislauf hat seine Belastungsgrenze erreicht. Nach der Übernahme der schönen Finisher-Medaille und des Goodie-Bags schmeckt das erste, herbe Bier besonders. Jede(r) ist mit seiner Leistung sehr zufrieden. Der 10 km – Bewerb startet erst jetzt um 12:30 Uhr. Doris und Gerhard (Er nimmt mit der Nummer von Walter teil, da dieser nach einer Knie-OP noch nicht fit ist) sind aus unserer Gruppe dabei. Schließlich bilanzieren aber alle unisono ganz begeistert über die tolle Stimmung, die schöne Strecke und die gute Organisation. Über 20.000 LäuferInnen sind heute auf den Beinen gewesen. Hier die Ergebnisse aller unserer Teilnehmer:

Marathon: 

Josef GREMSL  3h27´13´´  269. Ges. von 1.641/ 20. M50 
Peter SCHWEIBERGER  3h27´41´´  279. Ges./ 11. M55 
Armin WASNER  3h36´42´´  416. Ges./ 29. M50
(Wir drei waren auch die drei besten Österreicher!) 

Helmut CERNKO  4h41´46´´  1.359. Ges./ 49. M55 
Franz „Gaisi“ GAISBERGER 4h47´11´´  1.404. Ges./ 94. M50 

HM: 

Kevin RAMUSCH  1h14´00´´  8. Ges. von 4.017/ 4. MH 
Irene MALINSKY  1h51´20´´  1.274. Ges./ 1. W60 

10 km: 

Gerhard RAMUSCH 44´57´´ 153. Ges. von 5.482/ 5. M50 
Doris PILZ  1h08´24´´  3.749. Ges/ 13. W60.

Nach einer verdienten Ruhepause spazieren wir abends in ein lässiges Lokal in die Altstadt. Dort genießen wir sensationelle Steaks mit dazu passender Flüssignahrung. Gut gesättigt und hydriert freut sich dann Jede(r) auf sein Bett.

Mo, 15.5.2017

Der Tag danach. Die Nacht und die ersten Morgenstunden nach so einer Extrembelastung sind immer etwas mühsam. Entsprechend vorsichtig und langsam bewegen wir uns heute zum Frühstück. Es hat etwas geregnet. Trotzdem wollen wir, wie geplant, mit dem Zug ans Meer nach „Jurmala“ fahren. Am Hauptbahnhof besteigen wir einen alten, klapprigen „Retro-Zug“. In 30 Minuten bringt uns dieser um günstige € 1,30 – auf breiter Spur – in diesen einzigen, lettischen Kurort. Jurmala ist bekannt für sein mildes Klima, die gesunde Luft, den Heilschlamm und das Mineralwasser. Der weiße Sandstrand erstreckt sich über 26 km. Parallel zum Strand führt eine lange Einkaufsstraße, wo man günstig die landestypischen Souvenirs wie Bernstein, Holz- und Metallkunst und den Kräuterschnaps „Riga Black Balsam“ erstehen kann. Unwillkürlich wird man an vergleichbare Orte an der oberen Adria erinnert. Im Hochsommer soll es hier ähnlich zugehen. Entlang der Wasserlinie am „Beach“ geht es zurück und wir staunen über das große, historische Kulturerbe im Bereich der Holzarchitektur. Durch die Ansiedlung vieler wohlhabender Letten, sind die Immobilienpreise hier rasant in die Höhe geschossen. 1 – 2 Mill. Euro pro Objekt sind da keine Seltenheit. Um 14:30 Uhr tuckern wir wieder zurück nach Riga und besuchen die drei großen Markthallen. Fisch, Obst, Brot, u.v.m. werden dort von Bauern aus der Umgebung zu Niedrigstpreisen angeboten. Das Abendessen wir ganz landestypisch. In einem der vielen Restaurants der „Lido-Gruppe“ gibt es köstliche, lettische Küche, im urigen Ambiente zu sehr moderaten Preisen. Es schmeckt vorzüglich und wird mit einem Schlummertrunk in unserem Stammlokal beendet.

Di, 16.5.2017

Unser letzter Tag in Riga beginnt mit strahlendem Sonnenschein, 8°C, aber kühlem Wind. Wie schnell doch die letzten Tage vergangen sind. Keiner bereut es, ins Baltikum gereist zu sein. Nach dem Check-Out deponieren wir die Koffer im Hotel und jeder verbringt die restlichen Stunden auf seine Weise. Ein Teil von uns besucht noch die größte, orthodoxe Kirche der Stadt, mit seinem hell schimmernden Golddach. Danach werden wir zufällig Zeugen eines Staatsaktes. Rund um das Freiheitsdenkmal sind viele Kameras aufgebaut, die Militärmusik steht bereit und unter dem Schutze zahlreicher, grimmig dreinschauender Securities legt der kasachische Staatspräsident einen Blumenstrauß nieder. Gleich flott wie er gekommen ist, entschwindet er dann auch wieder. Auf dem Rückweg sehen wir, dass genau im Startbereich ein riesiges Kreuzfahrtschiff angelegt hat. Ein ganz und gar unwirkliches Bild. Nach dem Mittgassnack treffen wir uns alle wieder vor dem Hotel. Zwei Großraumtaxis bringen uns rasch uns günstig zum Flughafen. Die Air Baltic fliegt in Rekordzeit zurück. Nach nur 93 Minuten laden wir sicher in Wien.

Fazit:

Eine faszinierende, moderne, saubere Stadt, die auch ohne sportliche Ambitionen einen Besuch wert ist. Einmalige Jugendstilbauten, gepflegte Parks, kulinarische Genüsse und überaus freundliche Menschen. Alle Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Acht Kärntner und sechs Steirer verbrachten eine tolle Zeit dort.

 

 

       
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