All roads lead to Rom

Ein Reise- und Wettkampfbericht
März 2012
Rom / ITA
 
 

Do, 15.3.2012
Gemäß diesem Motto der Veranstalter führt uns die erste LG - Marathonreise heute in die ewige Stadt ROM. Um 22:00 Uhr fahren wir, d.s. meine Frau Lilli, Tochter Angelica und Filius Nr. 2 Christian zum Klagenfurter Hauptbahnhof. Dort treffen wir auf die LG - Mitglieder Ivonne Lucker und Kurt Maier, deren Tochter Pia Marie (+9 Monate) und die schon bald Tochter Nr. 2 (- 4 Monate/ Elise?). Der 18. Rom - Marathon am Sonntag ist unser Ziel. Es wird Kurt´s zweiter und mein 45. Lauf über diese Distanz. Abfahrt 23:40 Uhr - bequem (...für Kurt mit 1,98 m etwas weniger...) mit dem Schlafwagen.


Fr, 16.3.2012
Um 09:00 Uhr fahren wir in den Hauptbahnhof Termini ein. Italien´s Hauptstadt, auf sieben Hügeln erbaut und 753 v.Chr. gegründet (Man erinnere sich an den Latein- bzw. Geschichtsunterricht: "753 kroch Rom aus dem Ei!") hat ca. 2,5 Millionen Einwohner bei einer Fläche von 1.285 qkm (= ca. 3 x Wien). Mit der U-Bahn sind es nur drei Stationen zu unserem Hotel. Zunächst gilt es aber zehn Treppen mit dem Kinderwagen zu überwinden - eine schweißtreibende Angelegenheit. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir das "Hotel Piccadilly" in der Via Grecia. Dass der Lift "out of order" ist, kann uns auch nicht mehr erschüttern. Nach dem Check-In treffen wir LG - Neumitglied Marija Holzer aus Wien, die mit ihrer Schwester Majda auch hier wohnt. Durch eine Verletzung der Achillessehne verfällt ihre Startkarte und sie ist nur als Fan mit dabei. Nach dem Mittagessen in einer nahen Pizzeria marschieren wir zu einem der bedeutendsten Attraktionen der Stadt dem "Colosseum". Unglaublich, was sich hier Mitte März schon touristisch abspielt. Japaner, Schotten, zahlreiche Schulklassen und dazwischen die unzähligen Strassenverkäufer, die allerlei Ramsch anbieten. Ein paar "echte" Römer in voller Rüstung lassen sich bereitwillig (...gegen etwas Cash...) fotografieren. Der Verkehr hat jetzt am Nachmittag auch nochmals zugenommen. Rushhour in Rom - da sehnt man sich nach einer verstopften Süd-Ost-Tangente in Wien, das ist deutlich stressfreier. Ich bin froh, dass ich hier nicht Auto fahren muss. Selbst die Polizei hält nicht an Zebrastreifen - Fußgänger sind hier Freiwild! Es geht zurück ins Hotel und nach einer kurzen Rast fahren wir in den Süden der Stadt zum "Palazzo dei Congressi", wo die Marathonmesse stattfindet. Leider liegt das sehr weit außerhalb des Schuss - unverständlich. Dafür werden wir mit einem tollen Rucksack und einem lässigen Roma - Shirt als Startgeschenke belohnt. Bei Dunkelheit kehren wir ins Hotel zurück und lassen den Abend beim Italiener um´s Eck - im Freien - ausklingen.

Sa, 17.3.2012
Mit unserem 3* Hotel Piccadilly haben wir einen Glücksgriff getan. Unser Zimmer im 7. Stock ist ruhig gelegen, mit Blick über die Stadt bis in den Vatikan. Der enge, altersschwache, langsame Lift für max. 4 Personen (ohne Gepäck!) passt da nicht so recht dazu.
06:45 Uhr - Kurt und ich machen einen 5 km - Morgenlauf zum Start-/ Zielbereich beim Colosseum, welches nur 1,7 km entfernt liegt. Es ist noch bedeckt, bei 8 - 9°C und frischem Wind. Das anschließende, gute Frühstück genießen wir im obersten, 8. Stock des Hotels - Weitblick inklusive. Jeder verbringt den Tag heute auf seine Weise. Wir fahren mit der U-Bahn Linie A zur Station "Spania", wo sich in unmittelbarer Nähe die bekannte "spanische Treppe" befindet. Diese ist bereits mit Massen an Touristen bevölkert - auffallend viele Schotten in Kilts. Später erfahren wir, dass es ein Rugby - Länderspiel gegen Italien gab (Schottland verlor !). Zudem ist heute der irische Feiertag "St. Patrick´s Day", den die Highländer gleich mit feiern. Wenige hundert Meter weiter steht, eng bedrängt durch die angrenzenden Häuser, der "Fontana di Trevi". Anita Ekberg, die in Federico Fellini´s Filmklassiker "La Dolce Vita" hier badete, machte diesen Trevi - Brunnen seinerzeit berühmt. Jeder versucht ein tolles Motiv zu erhaschen - unglaublich, was sich hier abspielt. Natürlich werfen auch wir eine Münze ins Wasser: "Mit der rechten Hand über die linke Schulter und sich dabei was wünschen !", heißt es, dann ist eine glückliche Rückkehr nach Rom gewiss. Für die Stadtverwaltung bringt dieser Brauch alljährlich nicht unerhebliche Mehreinnahmen. Die Sonne ist mittlerweile herausgekommen und wärmt kräftig. Ein übermütiger Schotte lüftet eines der best gehüteten Geheimnisse. Unter dem Gejohle seiner fotografierenden Freunde, schwingt er seinen Kilt nach oben und trägt darunter.... NEIN, das müsst ihr schon selbst einmal herausfinden. Einen weiteren Steinwurf entfernt bestaunen wir das beeindruckende Pantheon. Es ist mit 43,3 m Höhe und Durchmesser der größte Hallenbau der Antike. Zum Abschluss unserer innenstädtischen Besichtigungstour schlendern wir noch über die "Piazza Navona" - einem der schönsten Plätze Roms. Leider allgegenwärtig und fast schon eine Plage sind die vielen Bettler und Strassenverkäufer. Sie nehmen nur dann Reißaus, wenn sich die Carabinieri nähern. Zurück im Hotel treffen wir Ivi, Pia und Kurt. In einer nahen Pasticceria genießen wir einen Capuccino und Süßes Allerlei. Das Abendessen - die obligatorische Pasta - in einem kleinen, gemütlichen Restaurant, beschließt diesen wunderschönen Tag.

So, 18.3.2012 - Wettkampftag!
Der 18. Rom - Marathon am 18. März, das passt. 05:45 Uhr - ich frühstücke am Zimmer. Das Hotelbietet zwar heute ein Marathonfrühstück mit Reis und Nudeln (!) an, doch um 07:00 Uhr ist es mir einfach zu spät. Der erste Blick aus dem Fenster ist vielversprechend. Noch leicht windig, aber klar. Der Petersdom ist gut zu erkennen. Es wird wieder ein wunderschöner Tag. Um 07:45 Uhr treffen wir uns in der Lobby zum Abmarsch. Es hat nun ca. 10°C und der Wind hat an Stärke deutlich zugenommen. Er sollte ein ständiger Begleiter an diesem Tag werden. Im Startbereich wimmelt es nur so von Läufern. Es sind nicht nur die rund 13.000 Marathonis, sondern auch rund 80.000 (!!!) Teilnehmer des 4 km "Non competitive Roma Fun-run", der nach uns startet. Nach einer kurzen Einlaufphase stellen sich Kurt und ich in den Startblock B auf der Via Fori Imperiali. Vor uns befinden sich nur die Elite-Athleten und die Läufer unter 2h45´. Anderswo werden vor dem Start Landes - Hymnen gesungen, hier schmettert Dean Martin lautstark "That´s amore" aus den Lautsprechern. Um 09:03 Uhr erfolgt der Startschuss. An ein reguläres Weglaufen ist bei diesem Gewurl nicht zu denken.
Km 1 - 4´35´´ Die ersten 2,5 km laufen wir durchgehend auf Kopfsteinpflaster. Kurt ist hinter mir, er will sehr defensiv starten.
Km 5 - 21´09´´ Wir laufen Richtung Süden und ich kann endlich die 3h - Pacemaker einholen. Vier Läufer mit gelben Luftballons an den Armen geben das Tempo vor. Bei Km 8 holt mich Kurt ein und prescht nach vor. Ich lasse ihn laufen und bleibe bei meinen Tempomachern
Km 10 - 42´00´´ Es geht nun dem Tiber entlang wieder in Richtung Norden. Unsere Zugläufer machen einen sehr guten "Job". Immer wieder fordern sie das Publikum auf uns anzufeuern. Sie weisen auf kommende Richtungsänderungen hin oder reichen uns Getränkeflaschen. Forza! Forza!
Km 15 - 1h03´01´´ Ich halte nach unseren Damen Ausschau. Die sollten hier irgendwo stehen. Später erfahre ich, dass sie es durch die heillos überfüllten U-Bahnen nicht rechtzeitig geschafft haben. Bei Km 17 führt die Straße leicht bergauf - geradewegs auf den Petersdom zu. Ein Pacemaker klopft mir fröhlich auf die Schulter und meint: "That´s Roma!" Da muss ich ihm Recht geben
Km 20 - 1h24´09´´ Der wellige Kurs setzt sich fort und auch der starke Wind kommt aus allen Richtungen
HM - 1h28´53´´ Wir liegen voll im Soll. Kurt durchläuft diese Marke 1´37´´ vor mir. Bei Km 25 - 1h45´32´´ haben wir den nördlichsten Punkt der Strecke erreicht. Unerklärlicherweise verschärfen die Tempomacher plötzlich das Tempo und ich lasse sie ziehen. Denn seit einigen Minuten rumort es in meinem Magen ganz ordentlich und kurz darauf muss alles raus - igitt! Auf der nächsten längeren Steigung gehe ich ein paar Schritte und treffe einen Vorarlberger aus Höchst, der auch kämpft. Gemeinsam laufen wir die nächsten Kilometer. Das lenkt ab und hilft ungemein. Km 30 - 2h08´55´´ Erstaunlicherweise habe ich mich wieder erholt und kann die Pace wieder erhöhen. Bei Km 32 rutscht ein paar anderen Läufern und mir fast das Herz in die Hose. Eine kräftige Windböe von vorne wirft zwei Absperrgitter um und uns vor die Füße. Zwei Läufer stürzen, aber ich kann noch akrobatisch ausweichen. Dafür habe ich plötzlich das losgelöste Absperrband um den Hals. Wahnsinn! Unbeirrt davon und vielleicht auch durch die Extraportion Adrenalin, bekommt ich meine "zweite Luft". Läufer um Läufer wir überholt - das baut auf!
Km 35 - 2h32´01´´ Bei jeder Verpflegstation schütte ich mir kühlendes Wasser über den Kopf. Es ist nun doch sehr warm geworden - um die 20°C. Wir sind nun wieder in der Innenstadt und laufen fast nur noch auf Kopfsteinpflaster. Auf der langen Gerade hin zur "Piazza del Popolo" erblicke ich kurz vor mir einen 1,98 m großen Läufer im grünen LG - Shirt und hole ihn bald ein. Es ist Kurt, der augenscheinlich schwer zu kämpfen hat. Ein paar aufmunternde Worte von mir - zu mehr ist nicht Zeit. Zwar bin auch ich schon muskulär angeschlagen, doch solange es irgendwie geht, stürme ich weiter nach Vor. Wir passieren nun viele Sightseeing - Highlights: Piazza Navona, Trevi - Brunnen, etc.
Km 40 - 2h55´12´´ Hier sind wir heute schon kurz nach dem Start vorbeigelaufen. Die Steigung, das Pflaster und den Wind spüre ich jetzt aber noch deutlicher. Nach der nächsten Runde endlich die "Flamme Rouge" - wie die Franzosen sagen würden - bzw. "Ultimo Kilometro". Auf der finalen Runde um das Colosseum steigt es nochmals kräftig an. 500 m vor dem Ziel steht meine Familie und feuert mich kräftig an: "Super Papa!" Kurz darauf laufe ich nach 3h 05´ 44´´ überglücklich ein. Wenn man alle Komponenten wie Streckenprofil (...gemessene 510 Hm!!!), Wetter und die eigene körperliche Berg- und Talfahrt bedenkt, bin ich mit dem Geleisteten diesmal sehr zufrieden. Es ist dies übrigens meine 15. beste Zeit im 45. Marathon.
Kurt schleppt sich nach 3h17´58´´ ins Ziel. Kopf hoch - es kommen wieder bessere Tage. Heute hat er auf der Strecke erstmals Besuch bekommen - vom ominösen Mann - dem mit dem "Hammer"! Die schöne, massive Finisher - Medaille wird uns ewig an diesen Tag erinnern. Gewonnen haben übrigens Luka Kanda in 2h08´04´´ und Jemaiyo Kimutai (beide Kenia) in 2h31´11´´. Den Nachmittag verbringen wir mit "Beine hochlagern" und abends gönnen wir uns ein Festmahl mit etwas "Geistlichem"!


Mo, 19.3.2012
Die ersten Treppen des Tages bewältige ich schmerzfrei mit überraschend lockeren Beinen. Heute steht die Pflichtbesichtigung des Vatikans inkl. Petersdom auf dem Programm. Die U - Bahn - Linie A bringt uns rasch in den kleinsten Staat der Welt. Auf einer Fläche von nur 0,44 qkm leben ca. 900 Menschen und dazu kommen noch einige Pendler. Die Amtssprachen sind italienisch und Latein. Die Ausmaße des Petersplatz sind beim ersten Anblick schon gewaltig. Es hat zu regnen begonnen, trotzdem stellen wir uns in die lange Schlange, die sich vor dem Einlass zum Dom gebildet hat. Nach einem Sicherheitscheck beginnt der Aufstieg zur Kuppel des Petersdoms. Der Lift wird links liegen gelassen und nach 551 Stufen - auf der immer enger werdenden Treppe - haben wir es geschafft. Der Ausblick über die Stadt entschädigt für die Müh. Der Abstieg ist abenteuerlich, geht mir aber "gut von den Füßen". Andere, die augenscheinlich auch gestern gelaufen sind, kommen ziemlich krumm daher. Abschließend besichtigen wir noch die Gräber der verschiedenen Päpste in den Katakomben.
Nach all den Eindrücken hat uns ein Hungergefühl erfasst und wir beschließen, auf einen kleinen Snack zu gehen. Dabei tappen wir leider voll in eine Touristenfalle. Noch immer hungrig und € 100,-- ärmer verlassen wir dieses Lokal. Der nächste Weg führt uns ins nahe "Hard Rock Cafe". Das weiß man wenigstens was man für sein Geld bekommt. Auch die "Location" passt und Kurt kann endlich sein lang ersehntes Steak genießen. Zurück im Hotel checkt Christian am irre langsamen Computer des Hotels unsere Platzierungen. Sooo schlecht war es ja doch nicht. Bei Pasta und Vino Rosso (...und einem zweiten Steak für Kurt...) lassen wir den Tag ausklingen.


Di, 20.3.2012
06:00 Uhr - Das aufgeregte Schnattern einer Möve gepaart mit dem markerschütternden "Tatüdada" eines Rettungsautos weckt mich unsanft auf. Unser letzter Tag in Rom beginnt. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Marija, ihrer Schwester Majda und deren Freund Martin. Sie fliegen heute Abend zurück nach Wien. Kurt und ich haben den heutigen Tag zum "Lady´s Day" erklärt und daher geht´s nochmals ins Zentrum zum "shoppen". Nochmals zur Spanischen Treppe, zum Trevi- Brunnen, zur Piazza Navona, auf die Luxus - Einkaufsmeile und abschließend in den tollen Eissalon mit über 100 Sorten. Am späten Nachmittag holen wir das Gepäck vom Hotel und fahren zum Hauptbahnhof "Termini", wo der Zug um 19:10 Uhr startet. Um 05:00 Uhr betreten wir in Klagenfurt wieder heimischen Boden.

Fazit:

Rom ist immer eine Reise wert. Die Geschichte ist fast an jeder Ecke spürbar. Erstmals war mit Pia Marie ein Baby mit an Bord. Sie hatte auch ihren Spaß und alle kleineren Problemchen (Stufen/ fehlende Aufzüge) wurden von der Gruppe gemeinsam gelöst. Der Marathon selbst ist gut organisiert, mit einem sehr guten Preis - Leistungs - Verhältnis, einem großen Sightseeing - Faktor, allerdings durch das wellige Profil nicht ganz leicht. Die nächste LG - Marathonreise für uns im Juli 2012 zum Jubiläumsmarathon (100 Jahre Olympia 1912 - 2012) nach Stockholm.

       
118 Bilder verfügbar in der Fotogalerie
   
 
   
ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT